Grossformat-Eigenbau
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von Franz-Manfred Schüngel

Mein Ziel war es, einen Grossformat-Vergrösserer für das Format 9x12 cm zu bauen, der sehr klein und möglichst billig ist. Natürlich sollte das nicht auf Kosten der Qualität gehen. Das Ganze hat so halbwegs geklappt, ist nur etwas grösser geworden als gedacht und der Aufwand ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Diese Anleitung ist nicht sehr detailliert, da kaum jemand vor dem identischen Problem stehen wird, einen Vergrössererkopf für Sinar aus einem alten Zeiss-Ikon Diaprojektor bauen zu wollen. Je nach Kamera-Anschluss und Lichtquelle sind auf jeden Fall Modifikationen notwendig, deshalb gibt es hier statt allzu detaillierten Plänen zum Nachbau mehr generelle Überlegungen.

Vor allem aus Platzgründen soll die Kamera als Vergrösserer verwendet werden. Die Eigenbauleistung beschränkt sich damit auf einen Vergrössererkopf mit Lichtquelle und Bildbühne. Er wird anstelle des Mattscheibenrahmens eingesetzt, sodass sich mit Kamera und Objektiv ein vollständiger Vergrösserer ergibt. Die technisch vernünftigste Möglichkeit, eine Grossformatkamera in einen Vergrösserer zu verwandeln, ist es aber eigentlich, die Kamera zu verkaufen und von dem Geld einen Vergrösserer zu kaufen. In der Tat handelt man sich ein paar Probleme ein, insbesondere mit der sorgfältigen parallelen Ausrichtung von Bildbühne, Objektiv und Papier. Da ich als Gelegenheitslichtbildner aber nicht das Geld und vor allem nicht den Platz für einen Grossformat-Vergrösserer habe, muss es diese Lösung tun. Sie beinhaltet weiterhin, dass man ein Aufnahmeobjektiv normaler Brennweite (150 mm) als Vergrösserungsobjektiv nutzen kann. Trotz aller Bedenken gegen diese Verwendung aufgrund angeblicher mangelnder Plankorrektur habe ich noch kein Aufnahmeobjektiv gesehen, welches nicht zumindest den billigen dreilinsigen Vergrösserungsobjektiven in der Qualität der Vergrösserungen um Klassen überlegen gewesen wäre.

Vorüberlegungen

Um eine gleichmässige Ausleuchtung zu erreichen, muss der Lichtstrom an allen Stellen des Negativs gleichmässig auf das Objektiv gerichtet sein. Die klassische Konstruktion ist der Kondensorvergrösserer. Von einer punktförmigen Lichtquelle ausgehende Strahlen werden durch eine grosse Sammellinse (den Kondensor) gebrochen und durch das Negativ auf das Objektiv gelenkt. Eigentlich müssen der Abstand von Kondensor und Lichtquelle genau auf den Vergrösserungsmassstab abgestimmt sein, aber da die Lichtquelle in der Praxis nicht punktförmig, sondern eine grosse matte Birne ist, kommt es da nicht so genau drauf an. Vorteil der Konstruktion ist das schön gerichtete Licht, welches für eine kontrastreiche Abbildung sorgt. Leider braucht man aber eine grosse Kondensorlinse. Meine erste Idee, die bei mir so beliebten Fresnellinsen zu verwenden, ist wohl doch nicht so toll, da die Ringe für eine ungleichmässige Ausleuchtung sorgen müssten. Man kann natürlich unterhalb der Linse noch eine Mattscheibe anbringen, aber dann ist der Vorteil des gerichteten Lichts wieder dahin.
 

Des weiteren ergab eine überschlägige Rechnung auf der Basis einer Negativbreite von 12 cm, einer Vergrösserung auf 18x24 cm und einer Kondensorbrennweite von 125 mm (zwei Fresnellinsen von je 250 mm), dass der ganze Kopf eine Ausdehnung von mindestens 45 cm mit Lampenfassung etc. bekommt. Zeit, über eine Alternative nachzudenken.

Die Alternative besteht in einer flächigen Lichtquelle, die grösser als das Negativ ist und nach allen Richtungen diffuses Licht abstrahlt. Zum Bau einer solchen Lichtquelle gibt es zahlreiche Prinzipien:

Kaltlichtköpfe bestehen aus einer Kaltlichtquelle (Leuchtstoffröhre) hinter einer Mattscheibe. Sie liefern sehr weiches diffuses Licht. Durch den hohen Streulichtanteil ist die Abbildung weniger kontrastreich als beim Kondensorvergrösserer. In der Praxis heisst das, dass man die Negative härter entwickeln sollte (zu einem Gamma von 0,7 statt zu einem Gamma von 0,55 im Idealfall). Vorteilhaft ist, dass Staubkörner und Kratzer weniger ins Gewicht fallen, da das Negativ aus mehreren Richtungen durchleuchtet wird. Um den Öffnungswinkel des Objektivs auszuleuchten, muss die Leuchtfläche natürlich grösser sein als die Negativfläche. Ergeben sich daraus Probleme, so kann man den Abstand von der Mattscheibe zum Negativ verkleinern. Berührt das Negativ die Mattscheibe, so reicht die Negativfläche als Leuchtfläche aus. Allerdings wird dann eine vorhandene Struktur der Mattscheibe und Staub mit abgebildet, so dass man sie besser ausserhalb des Schärfetiefenbereichs anbringt.

Ein kleineres Problem gibt es bei Kaltlichtquellen in Verbindung mit Kontrastwandelpapier (Multigrade). Wegen des höheren Anteils kuzwelliger Strahlung, die für die härtere Gradationsschicht zuständig ist, werden die Gradationen zur härteren Seite hin gestaucht (0 bleibt 0, 2 wird zu 3 und zwischen 4 und 5 ist kein Unterschied mehr). Mit einem Grün- oder Gelbfilter kann man diesen Effekt abmildern. Die Grafik zeigt ein Transmissionsspektrum der Multigrade-Filter 00 und 5 über ein Emissionsspektrum von Leuchtstoffröhren: Im kurzwelligen, blauen Bereich zeigen sich zwei Emissionspeaks, die die harte Gradation beeinflussen, im längerwelligen grünen nur einer für die weicheren Gradationen. Auch erscheinen Warmton-Röhren sinnvoller als Tageslicht-Röhren. Ausprobiert habe ich es nicht.

Ein grösseres Problem ist die Temperaturabhängigkeit der Lichtausbeute. Sinnvoll ist eine Temperierung des Kopfes mit Heizung und Thermostat, unter Umständen kann man auch durch eine entsprechend lange Brenndauer einen konstanten Lichtstrom erzielen. Dennoch sind recht lange Belichtungszeiten erforderlich.

Ein weiterer Klassiker ist der Mischlichtvergrösserer. Bei diesen wird eine weisse Mischkammer indirekt (meistens von der Seite) ausgeleuchtet, wodurch sich diffuses Licht ergibt, welches das Negativ gleichmässig ausleuchtet. Aufgrund der Verluste beim Streuen braucht man viel Licht, für dieses Konzept ist eine Halogenlampe von mindestens 150W (besser 250W) erforderlich. Baut man das Ganze stationär auf, kann man einen Diaprojektor als Lichtquelle verwenden. Man benötigt bei diesen Leistungen unbedingt eine ordentliche Gebläsekühlung, und die sollte so ausgelegt sein, dass möglichst wenig Licht in die Dunkelkammer leckt. Ich habe mich schliesslich für diese Lösung entschieden, da ich einen 150W-Diaprojektor ausschlachten konnte und in diesem eine schöne Beleuchtungseinheit im Zink-Druckgussgehäuse und einen Lüfter vorfand; sonst hätte ich einen Kaltlichtkopf gebaut.
 

Eine weitere Möglichkeit ist ein Matrix-Array von Glühbirnen. Wenn man sie einzeln schaltbar macht, kann man auch ganze Negativbereiche "abwedeln". Eine Gebläsekühlung ist auch hier notwendig. Weitere Ideen, die nicht weiterverfolgt wurden: 20 (4x5) 12V 21W Lampen (Auto) in Reihe geschaltet an 230V betreiben (gefährlicher Pfusch, wenn auch schön hell); Blitz als Lichtquelle benutzen (keine Belichtungsmessung möglich).

Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen Vergrösserertypen betrifft die Bildbühne: Es gibt glaslose Varianten und solche mit Gläsern. Ähnlich wie bei der Diaprojektion vermeidet eine verglaste Variante Probleme mit der Filmplanlage, jedoch bekommt man mehr Probleme mit Staub und mit Newtonringen. Durch den geringen Abstand zwischen Film und Glas kommt es ähnlich wie bei Öl auf einer Pfütze zu bunten Interferenzringen, die auch auf der Abbildung sichtbar sind. Glas für eine Bildbühne bekommt man günstig von randlosen Bilderrahmen und Newtonringe kann man durch Zaponlack in den Griff kriegen oder durch die Verwendung von "Anti-Reflex"-Glas, welches leicht angeätzt ist. Beide Verfahren sind allerdings der Bildschärfe nicht gerade zuträglich. Da ich mit glaslosen Bildbühnen bessere Erfahrungen gemacht habe, beschreibt diese Anleitung den Bau einer solchen.

Der Vergrössererkopf

Der Bau des Kopfes gliedert sich in zwei Teile: Einerseits der Unterteil, der an der Kamera befestigt wird, die Bildbühne aufnimmt und oben mit der Mattscheibe abschliesst. Und andererseits der Oberteil, der aus der Mischkammer und der Lichtquelle besteht und auf den Unterteil aufgesetzt wird. Die Massangaben (in mm) sind natürlich alle unverbindlich und können nach Bedarf variiert werden.

Wichtig ist die optische Achse, also dass sich die Mitte der Anschlussplatte, die Mitte des Negativs und die Mitte der Mattscheibe übereinander befinden. Der Lichtkegel der Lampe muss die Mattscheibe voll ausleuchten, bei einer indirekten Beleuchtung wie hier darf aber kein Licht direkt von der Lichtquelle auf einen Teil der Mattscheibe fallen. Die genaue Konstruktion ist daher abhängig vom Kegel der Lichtquelle, den man ausmessen muss (ein Stück Pappe in verschiedenen Abständen vor die Lichtquelle halten). Die Mattscheibe muss wiederum mindestens gross genug für den Öffnungskegel des Objektivs sein, abhängig von dessen Brennweite und Vergrösserungsmassstab. Im Zweifel etwas grösser wählen, eine zu kleine Mattscheibe ergibt starken Randlichtabfall.

Der Unterteil des Kopfes gliedert sich wiederum in drei Teile. Der unterste Teil besteht aus einer 2 mm Aluminiumplatte zum Anschluss an Sinar-Kameras und einem flachen (40 mm) Kasten, dessen Grösse sich nach der Kamera bzw. dem Anschluss richtet und entsprechend variiert werden kann. Gebaut wurde er aus 8 mm MDF-Platten, nach vorne hin mit einer 5 mm Sperrholzplatte. Der vordere Teil wurde dünner gebaut, damit man die Bildbühne besser greifen kann. Der obere Teil besteht ebenfalls aus einem flachen Kasten, dessen Grösse sich nach der Mattscheibe richtet (hier: 12x16 cm). Dazwischen kommt die Aufnahme für die Bildbühne, die aus 5 mm Sperrholz mit passendem Ausschnitt für die Bühne besteht und nach oben und unten mit Moosgummimatten versehen ist, die verhindern, dass die Bühne nach oben oder unten verrutscht. Hierfür müssen die Moosgummistücke an den Kanten der Bildbühnenaufnahme nach innen überstehen, aber den eigentlichen Negativausschnitt natürlich freilassen. Wie man die drei Teile mit Draht verbinden kann, ist auf den Bildern zu sehen. Keine sehr elegante Lösung, aber hinreichend stabil. Gegen eine starre Verschraubung sprach meine Befürchtung, dass sich die Bildbühne verzieht; sie ist der Teil, der absolut plan sein sollte. Nach links und hinten soll ein Rand überstehen, so dass man die Bühne mit einer Wasserwaage beim Betrieb mithilfe der Kameraverstellungen exakt ausrichten kann. So fallen kleine Abweichungen beim Bau der Teile nicht so ins Gewicht. Im Inneren darf kein Streulicht mehr auftreten, also mattschwarz anstreichen oder mit schwarzem Stoff auskleiden. Der Bildbühneneinschub muss auch mit überstehendem Stoff oder Filzstreifen abgedichtet werden. Ganz oben auf der ganzen Einheit wird schliesslich eine Mattscheibe montiert. Wenn man keine kaufen kann, benötigt man eine normale Plexiglasscheibe, feines Schleifpapier und etwas Zeit. Der Unterteil wog nach Fertigstellung rund 500 g.
 

Der Oberteil des Kopfes besteht aus einem Gehäuse, deren Dimensionen man wiederum der Skizze entnehmen kann. Je nach Grösse der Lampe sind Modifikationen nötig. Es besteht aus weiss beschichteten, 3 mm dicken MDF-Platten, die normalerweise als Schrankrückwände oder Schubladenböden verwendet werden. Die Teile wurden mit Stücken von 20 mm Kunststoff-Winkelschiene vernietet. Die Kanäle für die Zu- und Abluft bestehen aus Moosgummiplatten. Diese müssen so ausgelegt sein, dass ein ordentlicher Luftstrom beim Betrieb des Lüfters aus dem Gehäuse tritt. Bei der Montage des Motors wurden Gummischeiben (aus Schlauch geschnitten) zwischengelegt, um eine Vibrationsentkopplung zu erreichen. Aus der Lampeneinheit wurde die vorderste Linse entfernt, um einen divergierenden Lichtschein zu erhalten, und durch eine Maske ersetzt, die aus dünnem schwarzen Kunststoff (3,5"-Diskette) geschnitten wurde. Unten lässt sich das Gehäuse aufschieben, um die Lampe wechseln zu können. Der Trafo ist aus Gewichtsgründen in ein separates Gehäuse gewandert. Das Kabel muss wegen des Stroms für die Lampe (6 A bei 150 W) einen Querschnitt von mindestens 0,75 Quadratmillimeter aufweisen (1 Quadratmillimeter für 250 W bei 24 V). In diesem separaten Gehäuse wurden auch der Netzschalter und zwei Sicherungen untergebracht - T1A primär und F10A für die Lampe, der Lüftermotor wurde nicht abgesichert. Wenn man nicht selbst die nötige Ahnung hat, wie man sicher mit Netzspannung umgeht, unbedingt jemand fragen, der sich auskennt. An der Stelle darf nicht gespart werden. Der Oberteil und das Trafogehäuse wogen nach Fertigstellung jeweils rund 1800 g.
 

Die Bildbühne besteht aus einem 5 mm flachen schwarzen Cover für CD-Rohlinge. In die Mitte wird in beide Teile ein Ausschnitt geschnitten, der an jeder Kante 2mm kleiner ist als die Negativgrösse. Der durchsichtige Teil wird auf beiden Seiten mit schwarzer Selbstklebefolie beklebt, der Negativausschnitt wieder herausgeschnitten. Es ist keine gute Idee, die Folie um die Kante herumzukleben, es sei denn, man hat spezielle Superhaftfolie (bitte Bescheid sagen). Auf die Innenseite kann man noch Kunststoffstreifen kleben, an denen das Negativ anliegt und nicht verrutscht.
 

Für jede Negativgrösse muss eine eigene Bühne gebastelt werden. Auch für 6x7 oder 6x9 kann man Bühnen basteln, bei denen man den Negativstreifen nach vorn herausstehen lässt. Wenn man die Filme in 2er-Streifen schneidet, wie es zur Ablage in Negativhüllen notwendig ist, ist es nicht nötig, dass der Film auch nach hinten überstehen kann. Man kann natürlich auch eine andere Bühne bauen, beispielsweise aus einer Planfilmcassette oder einem normalen CD-Cover, welches Platz für Glasplatten lässt. In diesen Fällen muss man die Bildbühnenaufnahme in der Dicke entsprechend anpassen.

Auf eine Filterschublade habe ich verzichtet und stattdessen in ein Multigrade-Filterset mit einer Halterung für das Objektiv investiert, bei dem auch ein Rotfilter enthalten ist.
 

Bilder
Der Unterteil im Rohzustand von oben
Dasselbe von unten
Die Verbindung durch die Bildbühnenaufnahme
Der Oberteil mit Lüftermotor, Lüfterrad und Abdeckung sowie den Schrauben für die Lampeneinheit
Mit montiertem Motorgehäuse, Lampeneinheit und Zuluftschlitzen mit Kanal aus Moosgummi zum Abschirmen von Streulicht
Ansicht von der anderen Seite (Lichtaustritt). Um die Lampe herum wurde noch eine Maske aus weisser Pappe angebracht (kleines Bild), um die Lüftungsschlitze von der Mischkammer abzuschatten
Fertig montierte Teile mit halb aufgeschobenem Gehäuse. Im Deckel sieht man die Lüftungsschlitze für die Abluft, innen befindet sich noch ein kurzer Kanal aus schwarzem Moosgummi
Das Trafogehäuse mit Schalter, zwei Sicherungshaltern und eingepacktem Eingangsspannungs-Wahlschalter
Mit Kamera und Filterhalter fertig aufgebaut
Alles zusammen passt in einen handlichen Karton, wenn sich das Chaos nach Abschluss der Arbeiten wieder gelichtet hat


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(c) 2004 by Franz-Manfred Schüngel