Werkzeug
von Franz-Manfred Schüngel

Wer sich als Wiederholungstäter an Kameras und Objektiven zu schaffen macht, möchte sich früher oder später eine passende Werkzeugkiste zusammenstellen. Die folgende Liste zählt auf, was so alles hineintun kann:

Alkohol (Ethanol oder Isopropanol) zum Entfernen klebriger oder öliger Verunreinigungen.

Batterien nach Bedarf.

Eine Mini-Bohrmaschine mit Schleif-, Fräs- und Polieraufsätzen, wie es sie immer wieder als Angebot z.B. in Baumärkten gibt.

Druckluft aus der Dose oder ein Gummiball zum Pusten.

Ein Cuttermesser, möglichst klein. Skalpelle gehen auch.

Fett zum Nachschmieren von Objektivschnecken. Nur nicht-verharzendes Silikonfett nehmen.

Filterschlüssel dienen zum Lösen festsitzender Filter auf Objektiven. Wenn man keinen hat, kann man auch mehrere Filter derselben Grösse mittelfest aufschrauben, das Ganze mit Klebeband umwickeln und als Paket abschrauben.

Einen Friktionsschraubenzieher braucht man zum Lösen von Schrauben und Ringen ohne Schlitz. Ersatzweise gehen Gummistopfen. Sie sollten eine konkave Oberfläche haben, damit man z.B. beim Lösen des Frontringes eines Objektivs die Frontlinse nicht berührt.

Einen Glasfaserstift gibt es im Autozubehör zum Entfernen von kleinen Roststellen. Zum Reinigen von Kontakten, wenn der Radiergummi nicht mehr hilft.

Dünne Gummitücher, damit man beim Anfassen mehr Grip hat.

Ein kleiner Hammer (100 g).

Klebstoffe je nach Verwendungszweck: 2-Komponentenkleber für hochfeste Verbindungen (abgebrochene Teile), Kontaktkleber für Verbindungen, die man unter Umständen wieder lösen möchte (Belederung). Auch doppelseitiges Klebeband ist hier hin und wieder mal nützlich.

Kollodium kann man zum Reinigen sehr empfindlicher Oberflächen wie Spiegel verwenden, wenn man sich damit auskennt. Es ist sehr dünnflüssig und kann mit einem Pinsel aufgetragen werden. Nach dem Eintrocknen hinterlässt es einen dünnen Film, der sich mitsamt dem Staub und Fett ablöst. Gegebenenfalls ein wenig mit Klebestreifen nachhelfen. Auf keinen Fall mit Kunststoffteilen in Berührung bringen.

Dünnes Kunstleder, zum Nachbasteln beschädigter oder fehlender Belederung.

Lack, tiefschwarz - Emaillack RAL 9005 aus dem Modellbau geht prima. Zum Reparieren von Macken und Kratzern in Gehäusen und Objektiven und zum Füllen tiefer Kratzer in Objektivlinsen.

Linsenreinigungsflüssigkeit. Braucht man selten. Nur auf ein Tuch tropfen, niemals auf eine Linse.

Linsenputztücher.

Ein Lötkolben ist meistens unerlässlich, wenn man an der Elektrik herumbastelt. Aber auch nur dann.

Eine Lupe kann hilfreich sein, am besten mit Stirnband, Stativ oder ähnlichem.

Ein universelles Messgerät, zumindest aber ein Batterieprüfer ist sehr wichtig.

Microfasertücher zum Abstauben oder Abwischen oder um empfindliche Teile draufzulegen.

Ein paar Münzen verschiedener Grösse sind nützlich zum Öffnen fest verschlossener Batteriefächer. Zum Verschliessen nehme ich nie eine Münze, festdrehen mit dem Daumen ist ausreichend.

Nylonpinsel sind im Künstlerbedarf oder Kosmetikbereich erhältlich und optimal, um CCDs von digitalen Spiegelreflexkameras zu reinigen. Die Kamera hat dazu einen Modus (siehe Bedienungsanleitung), der den Spiegel hochklappt und den Verschluss öffnet. Nur mit vollen Akkus (oder Netzteil) aktivieren! Nylon lädt sich statisch auf, wenn man Druckluft durchbläst, und bindet den Staub daher optimal. Insbesondere bei Pinseln aus dem Künstlerbedarf sind die Borsten für den Transport verklebt, der Kleber ist wasserlöslich. Vor der Benutzung müssen sie äusserst gründlich gereinigt werden, bis sie keinerlei Klebespuren mehr absondern. Prüfen lässt sich das auf einem gereinigten, mehrschichtvergüteten Filter. Sind nicht nur staubige, sondern auch klebrige Verunreinigungen auf dem CCD, helfen nur spezielle Feuchtreinigungsmittel.
 
Objektivringschlüssel dienen dazu, Ringe abzuschrauben, die auf beiden Seiten geschlitzt oder gelocht sind. Teilweise sind Frontlinsen oder -elemente so befestigt, meistens benötigt man sie auch zur Montage von Grossformatobjektiven auf Platinen. Man kann sie kaufen, sie sind aber recht teuer und schwer zu finden. Professionelle Lösungen sehen aus wie (1), sie können in der Breite eingestellt und mit Rändelschrauben fixiert werden. Es gibt auch Versionen mit auswechselbaren Spitzen. Wer Erfahrung in der Metallbearbeitung hat, kann sie auch in dieser Form selberbauen. Eine einfachere Bastellösung besteht einfach aus einem Stück Blech (2), sie ist natürlich nicht einstellbar und muss für jeden Einzelfall hergestellt werden. Schliesslich kann man auch Gewinde in ein Stück Flachstahl schneiden und Schrauben darin festkontern, deren Spitzen man zu Klingen zufeilt (3). Durch verschiedene Gewindelöcher kann man hier auch die Breite einstellen. Eine alte Schieblehre kann man sich ebenfalls zu einem nützlichen Werkzeug umbauen. Mit Pfusch wie etwa zwei Schraubenziehern macht man meistens mehr kaputt als ganz; deshalb sollte man an dieser Stelle lieber ein wenig Aufwand betreiben.

Diverse Pinsel zum Entstauben und Sauberpinseln, getrennt von den Pinseln zum Farbepinseln aufbewahren. Siehe auch Nylonpinsel.

Ein paar Pinzetten.

Ein Radiergummi. Möglichst mit einem rauhen Ende zum Reinigen von Kontakten.

Richtwerkzeug zum Ausbeulen von Dellen in Filtergewinden, kann man nach Bedarf selber bauen.

Eine Schieblehre.

Ein Satz Schlüsselfeilen.

Eine Sammlung an kleinen Schrauben und Federn erhält man beim Ausschlachten alter Kameras, Cassettenlaufwerke etc. Sie sollten in einem Kasten nach Grösse einsortiert werden, gängige Grössen sind M1 - M1,2 - M1,4 - M1,7 - M2 - M2,3 - M2,5 - M3 usw. Natürlich sind auch Ersatzteile wie Gewebe von Verschlussvorhängen, Hebel, Zahnräder usw. immer wieder mal von Nutzen.

Schraubenzieher, zumindest Schlitz und Kreuzschlitz in Mini-Ausführung. Inbus, Torx und Sechskantschlüssel nach Bedarf.

Mini-Schraubzwingen zum Fixieren geklebter Teile.

Ein kleiner Seitenschneider.

Ein paar Stecknadeln.

Ein Verschlusszeitentester ist auch nützlich, um Kameras vor wichtigen Einsätzen sicherheitshalber zu testen. Da professionelle Geräte teuer sind, vielleicht auch besser selberbasteln.

Eine grosse, flache Wanne ist eine feine Sache, um eine Kamera darin zu zerlegen. Sie erhöht die Chance, alle Schrauben wiederzufinden.

Wattestäbchen.

Zahnarztbesteck (Sonden) sind prima, wenn man günstig drankommt, ansonsten kann man aber auch Nadeln nehmen oder selbst einen Griff an eine Nadel basteln.

Zahnstocher, zum Entfernen von Verschmutzungen, zum Auftragen von kleinen Mengen Öl etc.

Eine kleine Zange oder mehrere.


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(c) 2003 by Franz-Manfred Schüngel