Analog oder Digital?
von Franz-Manfred Schüngel

Bei einem Blick auf den Markt scheint die Frage schon beantwortet. Der technische Paradigmenwechsel ist vollzogen, die Verkaufszahlen digitaler Kameras drücken die herkömmlichen analogen Modelle in eine kleine Nische. Die rasante technische Entwicklung hat leider dazu geführt, dass zahlreiche Hersteller hervorragender Kameras das Feld geräumt haben oder zu Markenlabels verkommen sind, während das Logo auf der neuen Kamera einen schon von der alten Stereoanlage anlacht. Solcherlei Umschwünge gab es schon öfter, auch an einer Zeiss Ikon Rollfilmkamera aus den 1960ern ist eigentlich nichts mehr zu verbessern - die japanischen Spiegelreflexkameras, die dann in den 1970ern den Markt aufgerollt haben, waren halt völlig anders und gnadenlos überlegen. Genau das sind aber digitale Kameras nicht in jeder Hinsicht. Es gibt durchaus einige Vorteile von analogen Kameras mit Film, die diesen auch auf Jahre hinaus zumindest noch ein Nischendasein sicherstellen. Dies ist der Versuch eines Vergleichs, wobei die saubere tabellarische Darstellung über die subjektive Zusammenstellung hinwegtäuschen soll:
 

Strom Analoge Kameras brauchen in der Regel wenig Strom. Mechanische funktioniern auch ohne Batterie, allerdings geht dann der Belichtungsmesser nicht. Moderne Kameras mit Motor und Autofokus brauchen schon deutlich mehr Strom, aber Digitalkameras brauchen noch einmal erheblich mehr. So wird man bei einer Digitalkamera immer Ersatzakkus und ein Ladegerät dabeihaben. Man kann Strom sparen, indem man Blitz und Monitor abschaltet. In manche Digitalkameras passen handelsübliche Batterien.
Platzbedarf Hier haben Digitalkameras eindeutig die Nase vorn. Möchte man eine möglichst kompakte Kamera, findet man bei digitalen wesentlich kleinere als bei analogen. Und selbst wenn man bei der Spiegelreflexausrüstung ein paar Ersatzakkus mehr mit auf eine Reise nehmen muss, so kann man sich dafür viele Filmpackungen sparen. Daheim ist der Unterschied noch frappierender: Statt zahlreicher Schuhkartons oder Alben für die Bilder bzw. Diakästen tut es eine handliche Festplatte.
Kosten Ein zweischneidiges Schwert: Digitalkameras sind (immer noch) teurer als analoge, aber die Kosten pro Bild sind sehr gering. 
Aufnahmefläche Unabhängig von der Auflösung der Chips ist Chipfläche immer noch sehr teuer. Nur richtig gute (und teure) digitale Spiegelreflexkameras haben auch wirklich einen Chip im Kleinbildformat, und Digitalrückteile mit Mittelformatchips (4,5 x 6 cm) sind für Amateure derzeit unerschwinglich. Grosse Flächen sorgen für sehr hohe Auflösungen bei sehr hoher Dynamik, wenn die Optik das hergibt. Wer als Qualitätsfanatiker mit Mittel- oder Grossformatkameras arbeitet, kommt somit (noch) an Film nicht vorbei.
Verfügbarkeit Die sofortige Verfügbarkeit der Bilder zum Veröffentlichen, Verschicken oder Nachbearbeiten ist ein enormer Vorteil der Digitaltechnik.
Sicherheit Hier vergleicht man Äpfel mit Birnen: Negative/Dias sind Unikate, und Daten sind flüchtig. Möchte man einen Abzug eines Dias oder Negativs, muss man das Unikat aus der Hand geben und bekommt es bisweilen mit Kratzern und Achselzucken zurück. Dass man nie wieder ein Original weggeben muss, ist ein weiterer enormer Vorteil der digitalen Fotografie. Allerdings ist mit einem beschädigten Dia meistens noch mehr anzufangen als mit einer beschädigten Datei. Drum auf Datensicherheit achten: Die Bilder mit System auf mindestens zwei Festplatten speichern, regelmässig auf CD oder DVD sichern und nicht alle drei Datenträger am gleichen Ort aufbewahren. 
Lichtempfindlichkeit  Chips sind lichtempfindlicher als Filme - auch für einen weiteren Spektralbereich, zum Beispiel Infrarot. Filme können aber etwas, das Chips nur begrenzt können: Über einen langen Zeitraum Licht sammeln. Man kann des Nachts schöne Bilder von Landschaften machen, wenn man viele Minuten bis ein paar Stunden belichtet. Bei Chips steigt das Rauschen mit der Zeit, sodass der verfügbare Dynamikbereich immer weiter abnimmt. Daher ist selbst bei guten, rauscharmen Kameras nach ein paar Minuten Schluss.
Robustheit Schon für die alten Kameras galt die Regel, dass die Mechanik robuster (und leichter zu reparieren) ist als die Elektronik. Dies gilt im verstärkten Masse auch für Digitalkameras. Wie wichtig das ist, hängt natürlich davon ab, was man mit der Kamera vorhat.

Filme sind stets mit Verfallsdaten versehen. Mit der Zeit ändern sich die Filme chemisch, was zu einem Empfindlichkeitsverlust einhergeht. Da bei Farbfilmen der Empfindlichkeitsverlust nicht in allem Schichten gleichmässig verläuft, ist die Farbtreue auch nicht mehr gewährleistet. Die Haltbarkeit lässt sich verlängern, wenn die Filme im Kühlschrank gelagert werden, im Tiefkühler halten sie erheblich länger. Bei der Lagerung im Tiefkühler muss eine luftdichte Filmdose verwendet werden, und mindestens 24 Stunden vor Gebrauch muss man sie herausnehmen. Amateurfilme sind weiterhin dafür ausgelegt, dass sie noch nachreifen, sodass man sie erst einfrieren sollte, wenn das Haltbarkeitsdatum naht. Überlagerte Filme taugen allemal noch als Testfilme.


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(c) 2007 by Franz-Manfred Schüngel