Digitalkameras
von Franz-Manfred Schüngel

Durch ständig sinkende Preise bei stetig verbesserter Qualität ist es nicht überraschend, dass sich Digitalkameras einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Im Unterschied zu anderen Kameras erfolgt die Bildaufzeichnung bei diesen nicht mit chemischem Film, sondern elektronisch. Dabei kommen lichtempfindliche Chips (CCD oder CMOS) zum Einsatz, welche nach sehr kurzer Belichtung, die etwa der bei herkömmlichem Film entspricht, ein hochauflösendes Bild liefern, welches bearbeitet und abgespeichert wird.

Die Auflösung ist eine wichtigste und die wohl meistbeworbene Kenngrössen von Digitalkameras. Ein digitales Bild ist aus Pixeln (picture elements) aufgebaut, welche ab einer bestimmten Vergrösserung augenfällig werden. Ein höher aufgelöstes Bild ist also stärker vergrösserungsfähig, auch können eher Ausschnitte gemacht werden, die noch eine akzeptable Auflösung bieten. Die Gesamtzahl an Pixeln ergibt sich aus dem Produkt der Pixelzahlen der Bildkanten. Da heutige Kameras sowohl horizontal als auch vertikal über 1000 Pixel auflösen können, ist die Gesamtzahl der Pixel im Millionenbereich, man spricht dann von Megapixeln. Alle heute brauchbaren Kameras liefern Auflösungen im Bereich von 2 bis 10 Megapixel, diese Bilder können problemlos auf Fotopapier ausbelichtet werden, ohne dass die digitale Herkunft augenfällig wäre.
 

100x119 Pixel
33x39 Pixel ...
... vergrössert auf 100x119

Eine höhere Auflösung hat jedoch auch Nachteile: Zum einen steigt der Preis einer Kamera mit der Auflösung, und zum anderen steigt der Speicherbedarf eines Bildes mit der Pixelzahl. Somit müssen auch grössere und damit teurere Speichermedien verwendet werden, auch sind die Übertragungszeiten der Bilder länger. Bei der Anschaffung einer Digitalkamera sollte man daher immer den Verwendungszweck im Auge behalten, für Bilder im Internet und kleinere Abzüge ist häufig ein günstigeres Modell vollkommen ausreichend. Und wenn Erfahrungen im Umgang mit dem Medium für steigende Ansprüche gesorgt haben, kann man wieder von ein paar Jahren Entwicklung und Preisverfall profitieren. Die folgende Grafik soll aufzeigen, wo die Auflösungen qualitativ anzusiedeln sind:
 

Die Bedeutung der Auflösung wird schon deswegen überschätzt, weil alle gängigen Kameras heutzutage für kleine Bildgrössen Fotoauflösung liefern. Dagegen können sich Ausstattungsdetails, mit denen weniger offensiv geworben wird, später als echtes Ärgernis herausstellen. So haben Digitalkameras eine gewisse Auslöseverzögerung. Ist dieser Zeitraum zwischen Drücken des Auslösers und Aufnahme des Bildes zu lang, werden Schnappschüsse zur Glückssache. Andere Kameras speichern die Einstellungen (z.B. Blitz ausgeschaltet) nicht, wenn man die Kamera ausschaltet - der hohe Stromverbrauch von Digitalkameras lässt sich nur durch standardmässiges Abschalten des Blitzes und des Monitors eindämmen. Daher sollte man Digitalkameras vor dem Kauf wenigstens kurz testen.

Der höhere Preis hochauflösender Kameras hängt nicht nur mit dem CCD, sondern auch mit der Optik zusammen, die ja ebenfalls auf die hohe Auflösung ausgelegt sein muss. Bei der Optik besteht weiterhin die Wahl zwischen Modellen mit Festbrennweite oder mit Zoom, da Digitalkameras fast immer Kompaktkameras ähneln und sich die Objektive nicht wechseln lassen. Ein optisches Zoom ist recht sinnvoll, da eine Ausschnittvergrösserung, wie sie bei chemischen Filmen recht problemlos durch Beschneiden eines Abzuges machbar ist, bei Digitalbildern mit einer Verringerung der Auflösung verbunden ist und daher nur in engen Grenzen zufriedenstellende Ergebnisse liefert. Erkauft wird ein Zoom - neben dem höheren Preis - meistens mit einer grösseren und schwereren Kamera. Häufig wird noch mit einem so genannten Digitalzoom geworben, welches jedoch nichts anderes macht als nur den zentralen Teil des CCD zu verwenden. Es kommt daher einer Ausschnittvergrösserung mit entsprechendem Verlust an Auflösung gleich und macht als Ausstattungsmerkmal keinerlei Sinn.

Ebenfalls sollte auf die Chipgrösse des CCD geachtet werden. Werden auf einem Chip einer bestimmten Grösse mehr Pixel untergebracht, sinkt die Grösse des einzelnen Bildpunkts, und damit die Lichtmenge, die auf diesen Bildpunkt trifft. Dies äussert sich in stärkerem Rauschen.

Der Monitor von Digitalkameras erlaubt eine Kontrolle des aufgenommenen Bildes ohne Parallaxe, wie es sonst nur bei Spiegelreflexkameras möglich ist. Dies ist beispielsweise im Nahbereich wichtig. Ausserdem können so Bilder kontrolliert und gegebenenfalls gleich gelöscht werden, um Speicherplatz zu sparen. Allerdings ist der Stromverbrauch des Monitors recht hoch. Manche Digitalkameras haben noch einen optischen Sucher, dieser wird allerdings auch gerne mal weggelassen.
 

Compact Flash
Secure Digital
Multimedia
SmartMedia
Memory Stick

Die Aufzeichnung der Bilder erfolgt auf austauschbaren Datenträgern wie den oben gezeigten Karten, die es in verschiedenen Grössen gibt. Sie nutzen Flash-Speicher, der den Inhalt auch ohne Stromversorgung lange und sicher behält. Wenn der Platz auf der Karte nicht reicht, muss man Bilder löschen. Möchte man von vornherein möglichst viele Bilder auf einer Karte unterbringen, sollte man eher die Kompression erhöhen als die Auflösung reduzieren. Wer viel und häufig Bilder auf seinen heimischen Rechner überträgt, kann sich ein Kartenlesegerät für seinen Kartentyp zulegen, welches erlaubt, auf die Speicherkarte wie auf ein Laufwerk zuzugreifen und die Bilder schnell auf die Festplatte zu kopieren. Die Kameras haben jedoch in der Regel einen Digitalausgang zum Anschluss an einen Rechner. Heutige Kameras mit USB-Schnittstelle können die Bilder auch recht schnell übertragen. Im Sinne der Datensicherheit sollte man die Bilder auf mindestens zwei unterschiedlichen Festplatten als Kopie ablegen oder zusätzlich auf CD brennen.

Die Flexibilität bei einer geplanten elektronischen Nachbearbeitung, die geringen Betriebskosten durch den Wegfall von Filmmaterial und die sofortige Verwendbarkeit der Bilder wie bei einer Sofortbildkamera sind Vorteile, die mittelfristig die chemischen Filme verdrängen können. Ein wesentlicher Vorteil aus meiner Sicht ergibt sich auch aus der Möglichkeit, von Fotolabors exakte Ausbelichtungen von Dateien zu erhalten, ohne wertvolle Dias oder Negative aus der Hand geben zu müssen, die mancherorts mit erschreckender Regelmässigkeit verschlampt oder verkratzt werden.

Die grössten Nachteile von Digitalkameras sind die nach wie vor mit chemischen Filmen nicht adäquate Leistung und der hohe Preis. Weiterhin lassen sich beispielsweise Langzeitbelichtungen nur mit chemischen Filmen durchführen.

In der professionellen Fotografie spielt die Digitalfotografie erwartungsgemäss eine grosse Rolle und hat chemische Filme in vielen Bereichen bereits verdrängt. Während etwa für Zeitungsreporter aufgrund der geringen Druckqualität bereits eine handelsübliche Digitalkamera ausreichend sein kann, weil für ihn der Vorteil in der schnellen Übertragung der Bilder in die Redaktion liegt, ist im Studiobereich eine hohe Qualität in Verbindung mit einer engen Vernetzung zur Drucktechnik wichtig. Dort kommen hauptsächlich Fachkameras zum Einsatz, für die es auch CCD-Rückteile ("One Shot") gibt. Sie erfordern jedoch analog zu Amateur-Digitalkameras spezielle Objektive, um die hohe Auflösung auf der kleinen CCD-Fläche abbilden zu können. Alternativ gibt es Zeilenscanner, die das gesamte Format abtasten und von der Auflösung sogar chemischen Filmen überlegen sein können. Da der Scanvorgang jedoch eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, sind sie nicht für bewegte Objekte geeignet und auf eine konstante Ausleuchtung während des Vorgangs angewiesen.

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(c) 2002 by Franz-Manfred Schüngel