Verschlüsse und Verschlusszeit
von Franz-Manfred Schüngel

Wie die Blende dient die Verschlusszeit der Regulierung der Lichtmenge, die bei der Belichtung auf den Film auftrifft. Sie wird normalerweise in 1/Sekunden angegeben, die "125" auf der Skala entspricht somit 1/125 Sekunde. Die einzelnen Stufen entsprechen in der Regel einer Verdoppelung bzw. Halbierung, 1/60 s entspricht der doppelten und 1/250 s der halben Verschlusszeit gegenüber der 1/125 s. Die Änderung der Blende und damit veränderte Schärfentiefe lässt sich durch eine andere Verschlusszeit ausgleichen. Misst man beispielsweise bei Blende 8 eine Verschlusszeit von 1/125 s, so sind zahlreiche Zeit/Blendenkombinationen möglich:
 

Blende
22
16
11
8
5.6
4
2.8
Zeit (1/s)
15
30
60
125
250
500
1000

Alle diese Kombinationen ergeben identische Belichtungen, die Bildwirkung ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen Schärfentiefe nicht einheitlich. Bei längeren Verschlusszeiten ist ausserdem die Gefahr des Verwackelns höher, als Faustregel gilt, dass die Verschlusszeit (in 1/s) nicht länger sein soll als die Brennweite (in mm), also bei einem 50 mm-Objektiv maximal 1/60 s. Dies ist wirklich nur als Faustregel zu verstehen: Ein erfahrener Fotograf bekommt auch bei 50 mm Brennweite mit 1/15 oder sogar 1/4 Sekunde aus der Hand noch ein brauchbares Foto zustande, derselbe Fotograf hat aber auch bei 1/250 Sekunde noch einen sichtbaren Schärfegewinn, wenn er ein Stativ verwendet.

Die technische Ausführung von Verschlüssen ist sehr verschieden. Bei modernen Kameras kommen im Wesentlichen zwei Typen zum Einsatz:

Der Zentralverschluss besteht aus blattförmigen Lamellen, die durch Federkraft ausschwenken und wieder einschwenken. Ein Hemmwerk erlaubt dabei das Einstellen der Verschlusszeit. Um weitgehend zu vermeiden, dass der Bildrand weniger belichtet wird als die Bildmitte, wird der Zentralverschluss ausserhalb der Schärfeebene in die Mitte des Objektivs gebaut. Bei Kameras mit Wechselobjektiven bedeutet das, dass jedes Objektiv einen eigenen Verschluss benötigt. In der Phase des Öffnens und des Schliessens wird der Film auch belichtet, aber weniger intensiv, sodass die tatsächliche Belichtungszeit immer etwas länger ist als die effektive. Auch hat die Blende, insbesondere bei kurzen Verschlusszeiten, einen gewissen Einfluss, da eine kleine Blende schneller aufgedeckt wird.
Zentralverschlüsse kommen hauptsächlich bei Sucherkameras zum Einsatz, da sich das Problem mit dem Objektivwechsel nicht stellt.
 

Ein Schlitzverschluss besteht aus zwei Vorhängen. Der erste öffnet den Verschluss, der zweite schliesst ihn wieder. Die Geschwindigkeit der Vorhänge ist konstant, die Verschlusszeit wird durch die Verzögerung gesteuert, mit der der zweite Vorhang dem ersten folgt. Bis zu einer bestimmten Verschlusszeit, der Synchronisationszeit, ist der Verschluss einen kurzen Moment ganz geöffnet, bei kürzeren Zeiten schliesst der zweite Vorhang bereits, bevor der erste ganz geöffnet hat. Die Belichtungszeit wird dann durch die Schlitzbreite bestimmt. Diese Technik erlaubt sehr kurze Verschlusszeiten, aber nicht die Verwendung von Blitzgeräten, da Blitze nur sehr kurz aufleuchten und so lediglich einen Streifen belichten würden. Blitzen ist daher nur bis zur Synchronzeit möglich. Bei schnellen bewegten Objekten kann das Bild ausserdem verzerrt erscheinen.
 

Ältere Schlitzverschlüsse bestehen aus gummiertem Gewebe und laufen wie abgebildet horizontal ab. Sie erreichen meist eine Synchronzeit von rund 1/60 s. Modernere Verschlüsse bestehen aus Leichtmetalllamellen und laufen vertikal ab, sie müssen daher nur einen kürzeren Weg zurücklegen. Sie ereichen Synchronzeiten von rund 1/250 s.

Bei billigen Kameras findet man noch zahlreiche andere Verschlusskonstruktionen, die beispielsweise aus einer Scheibe bestehen, bei denen ein Sement fehlt, sodass durch einfache Rotation eine feste Verschlusszeit zur Verfügung steht.


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