Filter
von Franz-Manfred Schüngel

Filter beeinflussen das auf den Film gelangende Licht in verschiedener Weise. Bevor ich auf die verschiedenen Filter eingehe, ist einiges zu Filtern allgemein zu sagen.

Jedes Filter, das vor das Objektiv gesetzt wird, verschlechtert die Abbildungsleistung der Optik. Eine Alternative gibt es, wenn man Farbfilter mit künstlichen Lichtquellen wie Blitzlicht kombiniert. Hier ist eine billige farbige Folie vor dem Blitz günstiger als ein teures Glasfilter vor dem Objektiv. Ansonsten gilt: Filter nie unbedacht einsetzen und nicht mehrere Filter gleichzeitig verwenden. Wer teure Objektive kauft, sollte auch nicht bei den Filtern sparen und z. B. auf Vergütung achten. Da die meisten Filter einen Teil des Lichts absorbieren, gelangt weiterhin weniger Licht auf den Film als ohne Filter. Wieviel weniger, ist in der Regel auf dem Filter in Form des Verlängerungsfaktors angegeben. Um diesen Faktor muss die Belichtung gegenüber der Messung ohne Filter verlängert werden. Seine Grösse hängt stark von der Art des Filters ab, UV-Filter haben keinen Verlängerungsfaktor, Objektivdeckel den höchsten. Wird die Belichtung von der Kamera durch das Objektiv gemessen, ist weiter nichts zu beachten.

Normalerweise werden Filter aus Glas gefertigt oder Kunststoffolien mit Glas verkittet. Üblicherweise werden sie vor das Objektiv geschraubt und daher in verschiedenen Grössen für die gängigen Objektiv-Frontgewinde angeboten. Es gibt Adapterringe, die die Verwendung eines grösseren Filters ermöglichen. Weiterhin gibt es Systemfilter (z. B. von Cokin und Chromatek), hier werden rechteckige Filter in Filterhalter gesteckt, die wiederum mit einem Adapter auf das Frontgewinde geschraubt werden. Bei manchen Teleobjektiven, die grosse Frontgewinde haben, besteht alternativ die Möglichkeit, sehr viel kleinere, leichtere und billigere Filter in ein kleineres Gewinde an der Objektivrückseite einzuschrauben. Eine weitere Variante sind Filterschubladen, bei denen der Filter zwischen den Linsen des Objektivs liegt. Da in diesem Fall der Filter bei der Berechnung des Objektivs berücksichtigt wurde, muss immer ein (Klarglas-)Filter in der Schublade vorhanden sein. Letzlich gibt es noch Halterungen für Gelatinefilter, die optisch sehr gut und preiswert, jedoch auch recht empfindlich sind.

UV-Schutzfilter sind einfache Glasfilter, die UV-Licht absorbieren, was jedes Glas tut. Sie sollen die Fotos vor einem angeblichen Blaustich durch UV-Licht bewahren. Diese Wirkung ist fragwürdig, da selbst billige Objektive mit Glaslinsen ausgestattet sind, welche UV auch absorbieren, und moderne Filme darüberhinaus noch mit einer UV-Schutzschicht ausgerüstet sind. Da sie jedoch kaum einen sichtbaren Effekt hinterlassen, werden sie gerne als Objektivschutz verwendet, um die Frontlinse vor Kratzern zu bewahren. Jedes Element im Strahlengang senkt jedoch die Abbildungsschärfe und den Kontrast. Daher ist der Einsatz von UV-Filtern nur sinnvoll, wenn das Objektiv besonderen Gefahren ausgesetzt ist, beispielsweise bei Fotos im Sandsturm bei Gegenwind. Man sollte dann aber eine optisch hochwertige Version kaufen und den Filter abschrauben, wenn man maximale Bildschärfe wünscht oder ein anderes Filter verwendet. Übrigens lohnt sich der Austausch einer zerkratzten Frontlinse, ausser bei Billigobjektiven, durchaus. Die Gefahr der Beschädigung der Frontlinse wird auch meistens überschätzt, wer sie schützen möchte, sollte über Gegenlichtblenden nachdenken. Wer hingegen wirklich einen UV-Schutz braucht, weil er in praller Sonne im Hochgebirge fotografiert, sollte ein Skylight-Filter verwenden, da es UV-Strahlung in wesentlich höherem Anteil absorbiert als ein UV-Filter.

Farbfilter sind Filter, die einen Teil des sichtbaren Lichtspektrums absorbieren. Einfarbige Filter sind in der Regel nicht für die Farbfotografie geeignet. In der Schwarzweissfotografie sind sie jedoch das wichtigste Mittel zur Kontrastbeeinflussung. Im Ergebnis wird die Eigenfarbe des Filters heller erscheinen, die Komplementärfarbe dunkler. Der Klassiker ist dabei der Gelbfilter, der den blauen Himmel etwas dunkler erscheinen lässt und so die Wolkenzeichnung verbessert. Orangefilter lassen den Himmel noch dunkler erscheinen, Rotfilter dramatisch schwarz. Weiterhin gleicht ein Rotfilter Hautunreinheiten bei Porträts aus. Grünfilter lassen Vegetation heller erscheinen, während Rottöne dunkler werden.

Konversionsfilter sind Farbfilter, die die Farbtemperatur beeinflussen. Sie erscheinen dementsprechend rötlich oder bläulich. Hierzu zählen auch die Skylight-Filter, die eine geringe Konversion zu niedrigeren Farbtemperaturen bewirken, sodass das Ergebnis etwas wärmer erscheint. Sie werden häufig anstelle der UV-Filter als ständiger Objektivschutz verwendet, da der Effekt nur gering ist. Stärkere Filter erlauben den Einsatz von Tageslichtfilm bei Kunstlicht oder umgekehrt. Es gibt auch Filter gegen spezielle Farbstiche, etwa den markanten Grünstich von Tageslicht-Leuchtstoffröhren.

Polfilter bestehen aus einer Folie eines Licht absorbierenden Kunststoffs, dessen Moleküle durch mechanisches Strecken parallel ausgerichtet sind. Sie absorbieren daher nur Licht in der Schwingungsebene, in der die Moleküle ausgerichtet sind, während Licht, welches senkrecht dazu schwingt, unhehindert passieren kann. Durch Polfilter durchgegangenes Licht ist polarisiert, das heisst, es schwingt nur noch in einer Ebene. Mit einem zweiten Polfilter lässt sich dieser Effekt sichtbar machen: Sind zwei Polfilter gleich ausgerichtet, geht etwa gleich viel Licht hindurch wie durch einen, verdreht man sie zueinander, geht weniger Licht hindurch, bis sie bei einem Winkel von 90° völlig undurchsichtig werden.
 

Für den Einsatz an Objektiven werden Polfilterfolien mit Glas verkittet in drehbaren Fassungen hergestellt. Zum Einsatz kommen Polfilter, wenn das natürliche Licht bereits polarisiert ist, dies ist bei Streulicht vom Himmel und bei Reflexen von nichtmetallischen Objekten wie Glas oder Wasser der Fall. Der Grad der Polarisation hängt dabei vom Betrachtungswinkel ab. Betrachtet man die Welt durch ein Polfilter, kann man durch Drehen Spiegelungen von Glasscheiben und Reflexe von Wasser vermindern oder vermeiden, die Farbsättigung des Himmels steigt und die Eigenfarben von Gegenständen erscheinen klarer, weil reflektiertes Himmelslicht eliminiert wird. Diese Möglichkeiten machen Polfilter zu einem sehr vielseitigen Instrument. Da die Wirkung von der Position abhängt, werden sie in einer drehbaren Fassung gefertigt. Ihr Einsatz ist nur bei Spiegelreflex- und Fachkameras sinnvoll, da man die Wirkung auf der Mattscheibe beurteilen und die richtige Position finden kann. Ausserdem sollte die Belichtung von der Kamera durch das Objektiv gemessen werden, da je nach Anteil der unterdrückten Reflexe auch der Verlängerungsfaktor von der Filterposition abhängt. Polfilter sind ein wichtiges Hilfsmittel, insbesondere für die Landschafts- und Architekturfotografie. Sie sollten in keiner Ausrüstung fehlen. Im Handel sind lineare und circulare Polfilter. In der Anwendung sind sie identisch. Für viele moderne Kameras, die den Autofokus und die Belichtung über einen Hilfsspiegel messen, werden jedoch circulare Polfilter empfohlen, da es sonst zu Fehlmessungen kommen kann. Ein besonderer Einsatz von Polfiltern ist das Kreuzpolblitzen.

Effektfilter sind Vorsätze, mit denen sich eine bestimmte Stimmung erzeugen lassen soll. Beispiele sind Filter, die einen Regenbogen in jedes Bild "zaubern", Prismenvorsätze, die die Bildmitte mehrfach abbilden und so einen surrealistischen Effekt erzeugen sollen, oder Orange-Verlauffilter, mit denen die Sonnenuntergangsstimmung auch zur Mittagszeit möglich sein soll. Wenn ihre plakative Wirkung das naive Betrachterauge auch häufig zunächst zu beeindrucken vermag, so nutzt sich der Effekt doch sehr schnell ab. Häufig werden diese Filter als Selbstzweck eingesetzt, unterstreichen also nicht die Bildaussage, sondern nur die Wirkung des Filters. Solche Bilder sind wertlos. Es gibt Effektfilter, die sich dezent einsetzen lassen, beispielsweise Liniengitter, die punktförmige Reflexe oder Lichtquellen zu Sternchen aufblühen lassen. Sie müssen, wenn überhaupt, sehr sparsam eingesetzt werden und zur Bildaussage passen.

Weichzeichner schmeicheln mit einem unscharfen, nebligen Eindruck, der bei Porträts - insbesondere bei weniger hübschen Menschen - sehr beliebt ist. Einfache Weichzeichner bestehen aus mattem Glas, sie sind zwar billig, aber eine vorn über das Objektiv gezogene Nylon-Strumpfhose hat einen ähnlichen Effekt und ist noch billiger. Auch kann man Vaseline dünn auf einen UV-Filter auftragen und dabei die Dicke variieren oder die Mitte freilassen und den Effekt begutachten. Wem es auf die Reproduzierbarkeit nicht so ankommt, kann auch die Frontlinse anhauchen (billigste Lösung). Teure Weichzeichner wie die Zeiss Softare überlagern ein scharfes Bild mit einem unscharfen, ähnlich arbeiten Weichzeichnerobjektive. Spezielle Filter wie die Minolta Portrayer streuen verstärkt den roten Bildanteil, was sich positiv auf Hautunreinheiten auswirkt.

Nahlinsen sind eigentlich keine Filter. Sie erlauben es, in den Makrobereich vorzudringen, indem sie wie eine Lupe wirken. Bessere Nahlinsen sind Achromate, also aus zwei Linsen zusammengekittet und daher besser in der Abbildungsqualität. Sie sind preiswert und haben keinen Einfluss auf die Lichtstärke des Objektivs, sie sind daher ein günstiger Einstieg in die Welt der Makrofotografie. Ihre Stärke ist meistens in Dioptrien angegeben, 1000 mm dividiert durch die Dioptrienzahl ergibt die Brennweite (z. B. 4 Dioptrien = 250 mm).
 
Graufilter sind eine Möglichkeit, die Lichtmenge zu reduzieren. Sie haben ausser dem Verlängerungsfaktor keinen Effekt. Sie kommen recht selten zum Einsatz, am ehesten noch bei Objektiven, die sich nicht abblenden lassen (Spiegelobjektive). Filterfolien mit sehr hohem Verlängerungsfaktor ermöglichen es, direkt die Sonne zu fotografieren (Astrofotografie). Auch Langzeitbelichtungen am Tag sind mit Graufiltern möglich, auf diese Weise lassen sich Strassen und Plätze fotografieren, ohne dass der Verkehr scharf abgebildet wird. 

Interessant sind auch Verlauf-Grau-Filter, deren eine Hälfte grau und die andere farblos ist, an der Grenze ist ein weicher Übergang. Mit ihrer Hilfe lassen sich extreme Kontrastverhältnisse in den Griff kriegen, indem die eine Bildhälfte abgedunkelt wird. Systemfilter sind hier von Vorteil, da sie sich nach oben oder unten verschieben lassen, sodass der Übergang nicht zwangsläufig in der Bildmitte liegen muss. Das Bild zeigt einen Systemfilter der Firma Cokin, Grösse P. Radial-Verlauffilter sind in der Mitte dunkel und verlaufen nach aussen. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Vignettierung korrigieren.

 


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel