Spezialobjektive
von Franz-Manfred Schüngel

Ausser gewöhnlichen, plankorrigierten Objektiven verschiedener Brennweiten und Zoomobjektiven gibt es eine Reihe von Objektiven, die konstruktive Besonderheiten aufweisen:

Balgenköpfe und Lupenobjektive sind Objektive, die für grosse Abbildungsmassstäbe gerechnet wurden und ohne Scharfeinstellvorrichtung gefertigt werden, da sie für den Einsatz an Balgengeräten gedacht sind.

Fisheye-Objektive sind im Kapitel Weitwinkelobjektive erläutert.

Grossformatobjektive zum Einsatz an Fachkameras haben meistens einen eingebauten Verschluss und werden auf Platten (Platinen) montiert, die einen schnellen Wechsel des Objektivs an der vorderen Standarte einer Fachkamera ermöglichen.

Macroobjektive sind auf nahe Einstellungen korrigiert und ermöglichen so Fotos von sehr kleinen Gegenständen (Makrofotografie). Ein gutes Macroobjektiv lässt sich von einem Abbildungsmassstab von 1:1 bis unendlich scharfstellen.

Projektionsobjektive bilden Dias bei der Projektion auf der Leinwand ab. Sie haben meistens keine Blende und sind für einen festen Abbildungsmassstab gerechnet, was sie sehr billig in der Fertigung macht. Leider werden viele Projektoren ab Werk mit Objektiven ausgerüstet, die nur soviel kosten wie ein UV-Filter. Das projizierte Dia ist aber nur so gut wie das schwächste Glied in der optischen Kette. Da selbst ein hochwertiges Projektionsobjektiv nur soviel kostet wie ein simples Normalobjektiv, sollte man daran nicht sparen. Möchte man Projektionsobjektive abblenden, ist ein wenig Bastelei vonnöten.

Reproobjektive sind für grosse Abbildungsmassstäbe gerechnete, extrem scharfe und völlig plankorrigierte Objektive, die jedoch als Tribut an diese Leistungen nur sehr geringe Lichtstärken von etwa 1:8 oder geringer haben. Sie sind Vergrösserungsobjektiven vergleichbar und werden an speziellen Reprokameras eingesetzt. Sie sind aber wegen der herausragenden Schärfe auch für normale fotografische Belange interessant, wenn man mit der geringen Lichtstärke leben kann.

Shiftobjektive erlauben ein Verschieben parallel zum Film, wodurch sich die Möglichkeit der perspektivischen Korrektur ergibt. Sie zeichnen einen grösseren Bildkreis aus und verfügen in der Regel über eine hervorragende Abbildungsqualität.
 

Spiegelteleobjektive (Spiegellinsenobjektive, Katadiopter) sind starke Teleobjektive, bei denen Hohlspiegel zum Einsatz kommen. Durch den so gefalteten Strahlengang sind sie verhältnismässig kompakt und leicht, verfügen aber über keine Blende. Damit ist die Steigerung von Abbildungsqualität und Schärfentiefe durch Abblenden nicht möglich, zur Lichtreduktion müssen Graufilter verwendet werden. Durch die ringförmige Eintrittsöffnung werden statt Unschärfekreisen Unschärferinge abgebildet. Diese Besonderheit mag bei unscharfen Lichtpunkten noch als netter Effekt durchgehen; ein unscharfer Vorder- oder Hintergrund sieht jedoch sehr unschön aus, insbesondere, wenn er strukturiert ist. Man spricht hier von einem besonders unschönen Bouquet. Für die Astrofotografie beispielsweise sind sie jedoch gut geeignet.
 

Telekonverter sind keine Objektive. Sie werden zwischen Objektiv und Kamera eingefügt und verlängern die Brennweite um einen bestimmten Faktor, sie vergrössern dabei die Blendenzahl um den gleichen Faktor. So wird mit einem 2fach-Telekonverter aus einem 2.8/135 mm-Objektiv ein 5.6/270 mm-Objektiv. Der Lichtverlust ist somit erheblich, die optische Qualität von guten Telekonvertern ist jedoch sehr anständig. Sie sind eine preiswerte Möglichkeit, den Einsatzbereich einer Fotoausrüstung wesentlich zu erweitern. Da die Nahgrenze konstant bleibt, die Brennweite aber verlängert wird, vergrössert sich auch der maximale Abbildungsmassstab um den Konverterfaktor. Dies macht sie auch für den Macrobereich interessant. Optisch wirken sie als zusätzliches Streuglied, sie haben zwischen einer und sieben Linsen. Ein brauchbarer Telekonverter besteht aus mindestens vier Linsen, mehrere Telekonverter sollte man nicht kombinieren. Die Kombination mit Weitwinkelobjektiven ist möglich, wenn auch nicht immer sinnvoll. Hervorragende Abbildungsqualität liefern Telekonverter, die für bestimmte Objektive gerechnet sind, bei Kombination mit diesen Objektiven.

Vergrösserungsobjektive sind beim Herstellen von Abzügen für die Abbildung des Negativs auf dem Papier zuständig. Sie verfügen über eine Blende und sind für kurze Distanzen gerechnet, sie sind somit auch im Macrobereich einsetzbar. Der optimale Abbildungsmassstab wird vom Hersteller angegeben.

Weichzeichnerobjektive sind Porträtteles, bei denen die sphärische Abberation unterkorrigiert ist. Das scharfe Kernbild wird somit von einem unscharfen überlagert, wodurch sich der bekannte schmeichelnde bis surrealistische Eindruck ergibt.


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel