Fotolabor - Filmentwicklung
von Franz-Manfred Schüngel

Der Prozess der Schwarzweiss-Filmentwicklung besteht aus der eigentlichen Entwicklung (die das belichtete Bild durch Umwandlung belichteter Kristalle in Silber sichtbar macht) und der Fixierung (die durch Herauslösen unbelichteten Silberhalogenids das Bild haltbar macht). Da der chemische Prozess in absoluter Dunkelheit ablaufen muss, helfen lichtdichte Entwicklerdosen. Der Film wird in eine Spirale eingespult, damit die Oberfläche gleichmässig benetzt werden kann, die Spirale wird auf ein Kernrohr gesteckt und in die Dose eingesetzt. Der Deckel der Dose besitzt eine zusätzliche Öffnung, durch die Chemikalien eingefüllt und ausgegossen werden können, so dass nur das Einspulen des Films und der Zusammenbau der Dose in absoluter Dunkelheit erfolgen müssen. Das Einspulen sollte am Besten einmal mit einem Testfilm im Hellen geübt werden. Damit man an den Film in der Patrone herankommt, gibt es Filmpatronenöffner, ein Flaschenöffner geht aber auch. Die bessere Alternative zum Knacken der Patrone ist allerdings, das Filmende mit einem Filmherauszieher herauszufischen: Man kann dann im Hellen den Filmanfang sauber abschneiden und die Ecken leicht runden, ausserdem ist das Gewicht der Patrone beim Einspulen recht angenehm. Schliesslich hat man noch die Möglichkeit, bei auftauchenden Schwierigkeiten beim Einspulen den Film in die Patrone zurückzudrehen und im Hellen den Fehler zu suchen.

Entwickler und Fixierer werden aus Pulver oder konzentrierter Lösung angesetzt und sollten die gleiche Temperatur wie das Wasser haben, welches man am Schluss verwendet. Es ist eine gute Idee, sich einen Kanister Wasser rechtzeitig bereitzustellen, wenn man nicht immer die gleiche Wassertemperatur hat. Bei hoher Wasserhärte sollte man das Wasser abkochen oder durch einen enthärtenden Wasserfilter laufen lassen. Flüssigkonzentrat ist leichter zu handhaben und sollte normalerweise bevorzugt werden. Angebrochene Flaschen sind jedoch nicht sehr lange haltbar, oxidierter Entwickler verfärbt sich braun und muss entsorgt werden. Pulverentwickler ist dagegen haltbarer, solange er nicht angesetzt ist. Er muss nach dem Ansetzen einige Stunden stehen, bevor er verwendet werden kann, damit sich auch fein suspendierte Kristalle wirklich aufgelöst haben.

Haut- und vor allem Augenkontakt zu allen Chemikalien sollte man unbedingt vermeiden! Auch kann es zu dauerhaften Flecken an der Kleidung führen, wenn eine Dose nicht ganz dicht ist. Also immer ein paar Lappen zur Hand haben. Da der Entwickler oxidationsempfindlich ist, also an Luft langsam unwirksam wird, sollte man für Filme Einmalentwickler verwenden, wenn man nicht viele Filme in kurzer Zeit entwickeln möchte. Verdünnung, Temperatur, Entwicklungszeit und eventuell Kipprhythmus sind auf der Packung vermerkt. Wenn nichts anderes empfohlen wird, kippt man die Dose nach Einfüllen des Entwicklers für die erste Minute, indem man sie jeweils kurz auf den Kopf stellt. Ab und zu schlägt man sie leicht auf einen Tisch auf, um Luftblasen zu lösen. Nach der ersten Minute lässt man die Dose jeweils eine Minute stehen und kippt sie dann einmal, bis die Entwicklungszeit vorüber ist. Die Entwicklungszeit hängt vom Film und vom Entwickler ab. Man benötigt also ein Datenblatt zum Film oder zum Entwickler. Hat man keines zur Hand, kann die folgende Liste mit gängigen Filmen und Entwicklern helfen:
 

Anhaltswerte
X = Kombination nicht empfohlen

Die Entwicklung von Schwarzweiss-Filmen ist recht tolerant gegenüber der Entwicklungszeit, -temperatur, Kipprhythmus, Alter der Chemikalien/Filme und ähnlichem. Fehler wirken sich nur wenig aus, wenn man nicht gerade ein Bad vergisst oder Lichteinfall hat. Optimale Ergebnisse erhält man allerdings nur bei korrekter Entwicklung. Problematisch sind Entwicklungszeiten unter 5 Minuten, da man durch den Ein- und Ausgiessvorgang ungleichmässig entwickelte Filme erhalten kann. Ebenfalls sollte man nicht länger als 10 Minuten entwickeln, da die Schicht durchquillt und Silberkörner ihren Platz verändern können, was einem Schärfeverlust entspricht. Man kann durch Verlängern der Entwicklungszeit die Unterbelichtung eines ganzen Films in gewissen Grenzen ausgleichen (Push-Entwicklung) oder durch Verkürzen der Entwicklungszeit eine Überbelichtung (Hold-Entwicklung). Die Faustregel besagt: Eine Blende pushen (also 200 ASA-Film auf 400 ASA belichtet) = Entwicklungszeit x 1,35; zwei Blenden pushen = Entwicklungszeit x 1,8. Sinnvoll ist dies jedoch nur, wenn der Entwickler zur Push-Entwicklung geeignet ist. Bei einer Rotationsentwicklung mit entsprechendem Gerät, bei dem die Dose dauernd gedreht wird, kann die Entwicklungszeit verkürzt werden (x 0,8). Ebenso muss man die Entwicklung verlängern, wenn der Entwickler kälter ist als 20 °C, beziehungsweise verkürzen, wenn er wärmer ist (um etwa 10% pro °C).

Zum Abbrechen der Entwicklung kippt man den Entwickler aus der Dose und füllt diese ein- oder zweimal mit frischem Wasser, welches man wieder ausgiesst. Dann wird die gebrauchsfertig verdünnte Fixierlösung eingefüllt und ähnlich gekippt wie der Entwickler. Die Fixierzeit steht auf der Packung und sollte nicht unterschritten werden (rund 2-5 Minuten). Fixiert man viele Filme und legt Wert auf Archivfestigkeit, so kann man auch hier die bei Papieren beschriebene Zweibadfixage verwenden. Nach diesem Prozess ist der Film fertig entwickelt und nicht mehr lichtempfindlich. Um auch nach Jahren noch Freude an den Ergebnissen zu haben, müssen die Chemikalien noch weitgehend vom Film entfernt werden. Dazu dient der letzte Schritt, die Wässerung. Wasser- und zeitsparend ist die archivfeste Wässerungsmethode, die von der Firma Ilford empfohlen wird. Hierzu wird die Dose zunächst zerlegt (den Film aber in der Spirale lassen), alle Teile werden unter fliessendem Wasser gründlich abgespült. Dann wird die Dose wieder zusammengebaut und mit Wasser gefüllt (etwa gleiche Füllmenge wie bei Entwickler/Fixierer). Die Dose wird fünfmal gekippt. Das Wasser wird ausgetauscht, die Dose zehnmal gekippt. Das Wasser wird erneut ausgetauscht, die Dose zwanzigmal gekippt. Nach dem Ausgiessen ist die Wässerung fertig. Ich schliesse allerdings noch einen Wässerungsschritt mit destilliertem Wasser und Netzmittel an, um Wasserflecken auf dem Film vorzubeugen. Das destillierte Wasser kann man für ziemlich viele Filme verwenden; Netzmittel ist im Prinzip Spülmittel, enthält aber keinerlei Parfüm, Farbstoffe oder rückfettende Substanzen. Der Film wird an einem möglichst staubfreien Ort (die Dusche ist gut geeignet) zum Trocknen straff aufgehängt, indem das untere Ende beschwert wird. Auf das Abstreifen des Films würde ich verzichten, es sei denn, es sind Kratzer erwünscht. Wer das Trocknen beschleunigen will, sollte das Wasser abschleudern, während der Film noch in der Spirale ist. Eine Salatschleuder ist gut geeignet.

Der Film sollte jetzt kontrastreiche Negative zeigen und völlig klar sein. Zeigen sich noch milchige Flecken, besonders im Randbereich, sollte der Film flugs wieder in die Spirale und nachfixiert werden, anschliessend neu wässern.

Entwickler und Fixierer müssen getrennt gesammelt werden, das Wasser von Zwischen- und Schlusswässerung ist unproblematisch und kann weggegossen werden. Die Entsorgungsmöglichkeiten sind vom Wohnort abhängig (Schadstoffsammelstelle oder -mobil).
 
Eine preiswerte und einfache Alternative zu Schwarzweissfilmen sind monochrome Farbfilme wie der XP2 von Ilford. Sie werden wie ein Farbfilm entwickelt, lassen sich also in jedem Fotogeschäft preiswert und schnell entwickeln. Darüberhinaus können auch Farbabzüge bestellt werden, die bei ordentlich neutral eingestellten Printern von Schwarzweissabzügen nicht zu unterscheiden sind, häufig jedoch einen Braunstich aufweisen, der auch recht reizvoll ist. So kommt man zum normalen Farbbildpreis zu einer Filmentwicklung und einem kompletten Bildersatz mit Indexprint, sodass man sich beim Abziehen der Fotos im eigenen Labor auf die besten Bilder konzentrieren kann. Es gibt Labors, die diesbezüglich nicht Bescheid wissen, und daher (sündteure) Schwarzweissabzüge machen, die häufig auch noch qualitativ schlechter sind. Daher sollte man bereits beim Abgeben des Films darauf hinweisen, dass man eine Standardentwicklung mit Farbbildern wünscht.


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(c) 2003 by Franz-Manfred Schüngel