Makro

Entspricht der Abstand Film - Objektiv (die Bildweite) der Brennweite (zum Beispiel 50 mm), ist der Abstand Objektiv - Schärfeebene (die Gegenstandsweite) unendlich, das Objektiv ist auf unendlich scharfgestellt. Durch Drehen des Scharfeinstellrings wird die Optik durch einen Schneckengang nach vorn verschoben, der Auszug wird vergrössert. Damit vergrössert sich die Bildweite und verringert sich die Gegenstandsweite; der Zusammenhang ist (1/Bildweite + 1/Gegenstandsweite = 1/Brennweite). Die Grenze ist der Nahanschlag des Objektivs (zum Beispiel 45 cm).

Die Abbildung sehr kleiner Gegenstände durch Fotografie bezeichnet man als Makro- oder Mikrofotografie. Eigentlich bedeutet Makro Gross und Mikro Klein, aber da man Kleines Gross fotografiert, lässt sich die Begriffsverwirrung immerhin nachvollziehen. Eine wichtige Grösse in der Makrofotografie ist der Abbildungsmasstab. Er ist definiert als das Verhältnis der Grösse der Abbildung und der Grösse des Gegenstands: Ein Abfotografieren einer 24x36 mm grossen Fläche ergibt so bei Kleinbild einen Abbildungsmasstab von 1:1, eine 48x72 mm grosse Fläche einen von 1:2. Der Abbildungsmassstab hängt von der Aufnahmedistanz und der Brennweite ab. Der Abbildungsmassstab eines Kleinbild-Normalobjektivs am Nahanschlag beträgt rund 1:4. Um höhere Abbildungsmasstäbe zu erreichen, gibt es zahlreiches Zubehör auf dem Markt:

Nahlinsen (siehe auch Filter) vergrössern das Bild, indem sie wie eine Lupe wirken. Sie sind recht preiswert und ein guter Einstieg. Achromate sind Nahlinsen, die aus zwei Glassorten zusammengekittet sind, die chromatische Abberation ist dadurch korrigiert. Sie sind etwas teurer und deutlich besser. Ein Kupplungsring verbindet die Filtergewinde zweier Objektive, das vor dem Aufnahmeobjektiv montierte, umgedrehte Objektiv wirkt so als Nahlinse. In dieser Stellung (Retrostellung) ist das Objektiv für kurze Aufnahmedistanzen gut geeignet, da sich die normalen Entfernungsverhältnisse, für die das Objektiv gerechnet ist (kleine Bildweite und grosse Gegenstandsweite), umkehren. Aufgrund des symmetrischen Aufbaus sollten nur Normalobjektive in Retrostellung verwendet werden. Sie sind aufgrund ihrer sehr guten Korrektur die besten Nahlinsen. Generell verlängern Nahlinsen die Belichtungszeit nicht.

Telekonverter verlängern die Brennweite, dabei bleibt die Naheinstellgrenze konstant. Damit erhöht sich auch der maximale Abbildungsmasstab um den Konverterfaktor. Sie sind überdies nützlich, wenn die längere Brennweite nötig ist, um wilde Tiere wie diese Libelle zu fotografieren.
 

Ein höherer Auszug, also eine Vergrösserung der Entfernung Objektiv-Film ist mit Zwischenringen oder stufenlos mit einem Balgengerät möglich. Der höhere Auszug führt dazu, dass sich das Objektiv zwar nicht mehr auf unendlich scharfstellen lässt, dafür sind kürzere Aufnahmedistanzen als die ursprüngliche Naheinstellgrenze möglich. Irgendwann stösst man damit jedoch an die Grenzen des Objektivs, dessen Abbildungsleistung für solch kurze Aufnahmedistanzen nicht gerechnet ist. Ein Umkehrring ermöglicht dann das Umdrehen des Objektivs, wenn sich die normalen Verhältnisse (grosse Gegenstandsweite, kleine Bildweite) umkehren. Er ist recht preiswert, man sollte ihn jedoch möglichst nur mit Normalobjektiven verwenden, da diese einen symmetrischen Aufbau haben. Der Einsatz von speziell für Balgen gerechneten Objektiven (Balgenköpfen) ist die optisch sauberste Lösung. Auch Vergrösserungsobjektive sind gut geeignet, nur vorhandene Leuchtblenden müssen abgeklebt werden, um Lichteinfall zu verhindern.
 

Durch Mikroskopadapter ist es möglich, sehr weit in die Welt der Mikrofotografie einzudringen. Dieses Bild zeigt eine Schuppe eines Schmetterlings, welche dachziegelartig die Flügel bedecken und für die Färbung verantwortlich sind. Die Qualität der Aufnahme hängt bei solchen Aufnahmen an der Qualität des Mikroskopobjektivs (hier leider recht mies).


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel