Lochkamera |
Eine Lochkamera besitzt kein Objektiv, die Abbildung entsteht allein
durch eine sehr kleine Blende. Das Bild ist nicht völlig scharf, da
die das Licht bündelnde Optik fehlt, die Schärfentiefe ist jedoch
nahezu unendlich. Ausser der geometrisch bedingten Vignettierung ist ein
Loch nicht von den Abbildungsfehlern
einer Linse behaftet. Historisch sind Lochkameras ("Camera Obscura") schon
sehr lange bekannt, so ist beispielsweise eine Konstruktion des berühmten
Kameraherstellers Leonardo da Vinci überliefert.
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Auf dieser Seite wird beschrieben, wie sich eine Lochkamera leicht herstellen
lässt, wenn man eine Kleinbild- Spiegelreflexkamera besitzt. Neben
der Kamera benötigt man nur einen Gehäusedeckel für das
Kamerabajonett, ein kleines Stückchen Blech (zum Beipiel von einer
Getränkedose), einen Kugelschreiber, etwas Schleifpapier oder eine
feine Feile, eine Nadel, Klebeband und etwas Geduld. Weiterhin ist ein
Diaprojektor sehr nützlich. Findet man Gefallen an der Fotografie
mit Lochkameras, lassen sich mit den gewonnenen Erkenntnissen auch andere
Modelle herstellen, zum Beispiel aus dem alten Gehäuse einer Rollfilmkamera.
Wer eine Lochkamera mit recht einfachen Mitteln komplett selber bauen möchte, was auch beispielsweise im Rahmen einer Jugendgruppe ein beliebtes Projekt ist, kann sich hier eine Bauanleitung ausdrucken oder herunterladen: Lochkamera.pdf (157 kB) |
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Aus einer einfachen Überlegung geht hervor, dass die Abbildung
um so schärfer wird, je kleiner das Loch ist. Die Beugung
setzt jedoch eine physikalische Grenze, sodass es für jede "Brennweite"
eine optimale Lochgrösse gibt. Die "Brennweite" ergibt sich aus dem
Abstand Loch - Film und wird im folgenden Auflagemass genannt. In die genaue
Formel geht die Wellenlänge des Lichts ein; da hier über das
Spektrum gemittelt wird, ist die folgende Formel vereinfacht, Abweichungen
von +/- 15% sind unbedenklich:
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d ist der Durchmesser des Lochs, A das Auflagemass, welches bei Spiegelreflexkameras
rund 45 mm beträgt. Der optimale Lochdurchmesser beträgt dabei
0.30 mm. Folgende Tabelle ist vielleicht hilfreich, wenn man zu faul ist
zum Rechnen:
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Das optimale Loch hat die dem Auflagemass (der "Brennweite") entsprechende Grösse, ist kreisrund und aus nicht reflektierendem, möglichst dünnen Material. Um diesem nahe zu kommen, verwendet man dünnes Blech aus nicht zu hartem Metall, zum Beispiel Kupfer oder Aluminium (Getränkedose). Ein kleines Stück wird ausgeschnitten und ein (leerer) Kugelschreiber in der Mitte fest aufgedrückt. Auf der Rückseite entsteht so eine kleine Delle, die mit feinem Schmirgelpapier oder einer Feile abgeschliffen werden kann, bis das verbleibende Material hauchdünn ist. Mit einer Nähnadel lässt sich nun ein Loch stechen und vorsichtig entgraten. Die Nadel wird nur hineingestochen, nicht hindurch.
Das fertige Blech lässt sich nun mit Klebestreifen in einem Diarähmchen befestigen. Durch Projektion auf eine Leinwand lässt sich überprüfen, ob das Loch schön rund geworden ist. Der Durchmesser des projizierten Lochs wird auf der Leinwand gemessen. Nach Entnahme des Rähmchens wird ein durchsichtiges Kunststofflineal in den Projektor geschoben und den Abstand von zwei einem Millimeter entsprechenden Linien auf der Leinwand gemessen. Teilt man den Durchmesser des projizierten Lochs durch diesen Wert, erhält man den Durchmesser des Lochs in Millimeter. Anders ausgedrückt: Der Abstand zweier Millimeterlinien auf der Leinwand entspricht der Vergrösserung, werden zum Beispiel 60 mm gemessen, beträgt die Vergrösserung 60x. Um den Durchmesser des Lochs zu erhalten, teilt man den auf der Leinwand gemessenen Lochdurchmesser durch die Vergrösserung. Beispiel: Der Durchmesser des projizierten Lochs betrug 18 mm, das Loch ist also tatsächlich 18 mm/60 = 0.30 mm gross. Meistens sind mehrere Versuche notwendig, bis der gewünschte Durchmesser gefunden ist.
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Wegen der kleinen Blendenöffnung (Brennweite durch Lochdurchmesser)
wird man im Sucher einer Spiegelreflexkamera nicht gerade das meiste erkennen.
Arbeitet man mit automatischer Belichtung, sollte man den Sucher abdecken,
da dort einfallendes Fremdlicht zu Fehlbelichtungen führt. Wegen der
auch bei Sonnenlicht resultierenden langen Belichtungszeiten ist es notwendig,
mit einem Stativ zu arbeiten. Wenn ein Handbelichtungsmesser verwendet
wird, ist es unwahrscheinlich, dass er die Eingabe sehr kleiner Blendenwerte
erlaubt. Die einfachste Lösung besteht dann darin, dass man die Belichtung
bei Blende 16 misst und die Belichtungszeit mit dem sich daraus ergebenden
Verlängerungsfaktor multipliziert. Der Verlängerungsfaktor errechnet
sich nach
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Da man mit der Belichtungszeit schnell in den Bereich mehrerer Sekunden kommt, muss man den Schwarzschildeffekt beachten. Der in etwa lineare Zusammenhang zwischen Schwärzung des Films und auftreffender Lichtmenge ist nämlich nur bei Zeiten zwischen einer Sekunde und einer tausendstel Sekunde gegeben. Belichtet man länger, muss die Lichtmenge erhöht werden, um zu einer gleichen Schwärzung zu kommen, das heisst, bei langen Belichtungszeiten muss noch länger belichtet werden. Leider hängt dieser Faktor aber vom Filmmaterial ab, so dass eigene Versuche notwendig sind. Über den Daumen gepeilt sollte bei 10 Sekunden gemessener Belichtungszeit eine Belichtung von 20 bis 40 Sekunden zum richtigen Ergebnis führen.