Reparieren von Kameras und Objektiven
von Franz-Manfred Schüngel

Die Reparatur von optischen Instrumenten setzt ein gewisses mechanisches Geschick voraus, sodass man heikle Aufgaben an wertvollen Geräten eher dem qualifizierten Service überlassen sollte. Wird eine Kamera in Form von vielen Einzelteilen in kleinen Plastiktütchen eingeschickt, macht man sich äusserst unbeliebt und muss mit einer sehr hohen Rechnung rechnen.

Traut man sich eine Reparatur nicht selber zu, sollte man entweder eine Werkstatt finden, die das Gerät repariert, oder sie selber zum Hersteller einschicken. Der Fotohändler des Vertrauens macht auch nichts anderes, es dauert auf diesem Weg aber länger und die Rechnung fällt 20 oder 30% höher aus, da der Fotohändler auch gern verdienen möchte.

Ordentliches Werkzeug ist eine sehr wichtige Voraussetzung zur Reparatur, das Minimum ist ein Satz gescheiter kleiner Schraubenzieher. Vermurkste Schrauben sind stets ein Zeichen von Dilettantismus und wirken auf den Kameraservice wie auf Gebrauchtkäufer gleichermassen abschreckend. Bei Schrauben ist immer der passende Schraubenzieher zu benutzen und richtig aufzudrücken. Vermeintliche Totalschäden eignen sich gut, Erfahrungen zu sammeln. Nach einiger Zeit sieht man sich dann in der Lage, einmal zerlegtes auch wieder zusammenzubekommen. Hierzu ist es nützlich, die herausgedrehten Schrauben auf dem möglichst aufgeräumten Arbeitsplatz nach einem bestimmten System abzulegen und das Teil möglichst bald wieder zusammenzubauen; nach drei Monaten bekommt keiner mehr was zusammen. Notizen beim Auseinanderbauen sind ausgeprochen hilfreich. Wenn möglich, sollte man die Kamera auch in einer grossen, flachen Wanne zerlegen, da kleine Schrauben gern unheimlich mobil werden. Mit Flüssigkeiten (Lösungsmittel, Öl) muss man generell sehr vorsichtig sein. Wattestäbchen und Zahnstocher helfen, dass sie nur dahin kommen, wo sie auch hin sollen.

Bei älteren, länger nicht benutzten Kameras und Objektiven verharzen die Öle, was dazu führen kann, dass Blenden und Zentralverschlüsse (vornehmlich bei längeren Zeiten) hängen bleiben. Es kann unter Umständen helfen, das Teil im Backofen für einige Zeit auf 50° zu erwärmen. Will man eine Kamera benutzen, die einige Zeit herumgelegen hat, sollte man sie deshalb vor Einlegen des Films möglichst oft bei verschiedenen Verschlusszeiten auslösen, um Überbelichtungen zu vermeiden. Hilft das nicht, sollte man versuchen, den Mechanismus (Blende etc.) freizulegen und zu reinigen. Wenn vermeidbar, nicht neu schmieren oder nur geringe Mengen Graphit verwenden.

Kameras

Eines der häufigsten Probleme ist, dass sich Kameras nicht mehr spannen und auslösen lassen, also blockiert sind. Dies kann zahlreiche Ursachen haben: Moderne Kameras haben elektromagnetische Auslöser, sie lösen nicht aus, wenn die Batterie leer ist. Bleibt das Problem auch mit frischer Batterie bestehen, sind mitunter die Kontakte korrodiert, ein Glasfaserstift (gibt es im Autozubehör für kleine Roststellen) wirkt dann Wunder. Die Kamera blockiert natürlich auch, wenn der Film voll ist, da hilft zurückspulen. Ist die Elektronik verwirrt, kann es helfen, die Batterien für einige Minuten aus der Kamera zu nehmen. Bei mechanischen Kameras kann es helfen, das Gehäuse (nicht zu fest) auf den Handballen zu schlagen. Manchmal kann es helfen, den Spiegel vorsichtig ein bisschen (hoch) zu bewegen oder den Selbstauslöser laufen zu lassen. Scheitert das, kann man den Kameraboden abschrauben und durch leichtes Bewegen der mechanischen Elemente versuchen, den Verschluss auszulösen oder den Filmtransport zu entriegeln. Bei Hasselblads kann das Problem auftreten, wenn der Zentralverschluss im Objektiv auslöst: Er wird mit dem Schlitzverschluss im Gehäuse zusammen gespannt, das Objektiv lässt sich nur entfernen, wenn beide Verschlüsse gespannt sind. In diesem Fall hilft es, das Filmmagazin zu entfernen, den Schlitzverschluss ggf. vorsichtig aufzuschieben und die mittlere, silberne Schraube unter dem Objektiv mit einem langen Schraubenzieher im Uhrzeigersinn zu drehen, um den Objektivverschluss zu spannen.

Wasserschäden sind sehr ernst zu nehmen, sie führen häufig zu Totalschäden - bei Salzwasser fast immer. Grund ist die schnelle Korrosion im Gehäuseinnern durch Rückstände. Wenn die Kamera doch ins Wasser gefallen ist und man sie wieder herausfischen konnte, sollte man sie daher im Wasser (notfalls auch Salzwasser) belassen. Batterien und Film entfernen. Eine professionelle Reparatur wird sehr teuer, sie lohnt sich jedoch bei neuwertigen Kameras. In diesem Fall die Kamera unter Wasser verpackt (möglichst Leitungswasser, noch besser destilliertes Wasser) schnellstens zur Reparatur einschicken. Ist die Kamera schon etwas älter, kann man versuchen, durch Einlegen in destilliertes Wasser (Batteriewasser, aus dem Automobilzubehör) und gelegentliches Wechseln alle Rückstände herauszuspülen - funktioniert nur, wenn die Kamera nie getrocknet ist. Nach dem gründlichen Spülen kann die Kamera dann vorsichtig getrocknet werden, mit etwas Glück funktioniert sie dann wieder. Es kann trotzdem sein, dass sie nicht mehr so lange lebt oder andere Probleme macht, wie einen leichten Schleier im Sucher. Problematisch ist vor allem die Elektronik.

Objektive

Dellen in Filtergewinden sollte man nicht mit Zangen zu Leibe rücken, da man das Gewinde vermurkst. Zur Reparatur benötigt man eine Dachlatte, an die man den Aussenradius der Objektivfront anzeichnet und dann aussägt. So erhält man eine Mulde, in die die Objektivfront möglichst exakt hineinpassen sollte. In dieser fixiert man das Objektiv so, dass die Delle ganz unten ist. Praktischerweise hat man eine zweite Person, die das Objektiv richtig festhält. Mit einem zweiten Stück Holz (z.B. Rundmaterial) kann man jetzt möglichst senkrecht an der Delle ansetzen und das Filtergewinde zurückbiegen. Die Gewindegänge bekommen dabei recht wenig ab, da das Holz wesentlich weicher ist. Man sollte mit sanften Schlägen beginnen und dann langsam steigern, damit das Material nicht bricht. Weiterhin muss man auf die ungeschützte Frontlinse acht geben.
 
Selbst der 1,5 mm dicke Rand dieses Teleobjektivs konnte auf diese Weise wieder so weit gerichtet werden, dass Filter aufgeschraubt werden können. Leider wurde vorher einmal versucht, die Stelle mit einer Zange zu richten, was zu erheblicher Beschädigung des Gewindes und des Lacks geführt hat. So ist noch ein wenig Feil- und Pinselarbeit nötig.

Beschädigungen am Finish stören an der Aussenseite des Objektivs nur das Aussehen, auf der Innenseite (auch im Filtergewinde) können jedoch an hellen Stellen Reflektionen auftreten, was die Brillanz der Bilder vermindert. Sie können leicht mit Emaillelack überpinselt werden, den es in kleinen Döschen im Modellbauhandel gibt. Es sollte tiefschwarzer seidenmatter Lack verwendet werden (RAL 9005, z.B. Revell 32302).

Bei Kratzern in einer Linse kann man die Linse austauschen (lassen). Kratzer sind jedoch meist vor allem hässlich, der Einfluss auf die Abbildungsqualität ist eher gering. Wenn man einen dicken Kratzer mit schwarzer Farbe zuschmiert, tritt kein Streulicht mehr auf und die Oberfläche wird nur geringfügig kleiner - der Gebrauchswert sinkt nur unwesentlich. Bestimmte Linsenreinigungsstifte (Lenspen) hinterlassen schwarzes Material auf rauhen Oberflächen und neutralisieren so kleine Kratzer. Auspolieren sollte man gleich vergessen, neben der Vergütung, die dabei entfernt wird, ändert sich die Oberflächenform der Linse und damit die Abbildungsqualität.

Geklapper in Objektiven, häufig gepaart mit Funktionsstörungen, ist oft darauf zurückzuführen, dass sich im inneren Schrauben gelöst haben. Mit ein wenig Erfahrung lässt sich dies dauerhaft reparieren, problematisch wird es dann, wenn Justagen vorgenommen werden müssen, weil die gelöste Schraube etwas eingestellt hat. Heikle Schrauben sollten mit Lack gesichert werden.

Festsitzende Filter auf Objektiven lassen sich mit sogenannten Filterschlüsseln besser entfernen. Eine Alternative ist, noch zwei oder drei Filter mittelfest aufzuschrauben, alle Filter mit Tape zu umwickeln und das Paket komplett abzuschrauben.


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel