Fotolabor - Schwarzweiss-Bilder
von Franz-Manfred Schüngel

Um von Negativen zu Papierbildern zu kommen, werden die Negative auf lichtempfindliches Papier projiziert, welches dann entwickelt und fixiert wird. Für diesen Belichtungsvorgang ist ein Vergrösserer notwendig, der wie ein senkrecht stehender Diaprojektor funktioniert. Das in der Bildbühne eingespannte Negativ wird auf die Grundplatte projiziert, durch Einstellen der Höhe und Nachführen der Schärfe lässt sich die Grösse des projizierten Bildes einstellen. Fotopapier ist nicht für den ganzen Spektralbereich sensibilisiert, was bedeutet, dass rotes Licht nicht zu einer Belichtung führt. Daher braucht der Prozess nicht im Dunklen stattfinden. Man verwendet spezielle Dunkelkammerleuchten, die recht viel erkennen lassen, wenn sich die Augen daran gewöhnt haben. Auch der Vergrösserer verfügt über ein einschwenkbares Rotfilter, sodass das Papier genau ausgerichtet werden kann. Die Scharfeinstellung erfolgt bei offener Blende ohne Rotfilter, am Besten auf die Rückseite eines trockenen, schon entwickelten Stücks Fotopapier. Für die Belichtung empfielt sich ein Abblenden um zwei bis drei Stufen auf etwa Blende 8. Natürlich muss die Schichtseite des Fotopapiers belichtet werden, die man daran erkennen kann, dass sie glänzt und nach oben gewölbt ist.

Die richtige Belichtung des Papiers muss ausgetestet werden. Hierzu kann man ein Blatt Papier in Streifen schneiden und Probebelichtungen machen. Zu beachten ist, dass die Abzüge im Licht der Dunkelkammerleuchte häufig dunkler aussehen als bei Tageslicht. Bei gleichmässig belichteten Filmen können meistens viele Bilder mit der einmal gefundenen Zeit-Blenden-Kombination belichtet werden, lediglich beim Verändern der Grösse des projizierten Bildes sind Anpassungen vorzunehmen.

Fotopapiere gibt es in verschiedenen Gradationen, die unterschiedliches Kontrastverhalten zeigen. Die Standard-Gradation ist 3. Härtere Gradationen (4 oder 5) finden Verwendung, wenn das Negativ zu kontrastarm ist, also schwarze und weisse Stellen im Motiv nur als dunkelgrau und hellgrau wiedergegeben werden. Weichere Gradationen (2, 1 oder 0) sind hingegen notwendig, wenn der Abzug zu kontrastreich ist, also strukturierte helle und dunkle Motivteile als einheitliche weisse und schwarze Flächen dargestellt werden. Um den Papiervorrat in Grenzen zu halten, sollte man Gradationswandelpapiere verwenden: Bei diesen Papieren sind eine sehr weiche und eine sehr harte Schicht mit unterschiedlicher Sensibilisierung übereinander gegossen, sodass die Gradation mit abgestuften Filtern (orange - magenta) ausgewählt werden kann. Die Filter werden zwischen Lampe und Bildbühne eingesetzt, bei vielen Vergrösserern ist dafür eine Filterschublade vorhanden. Häufig ist dabei Gradation 2 die normale Gradation, die Abstufungen zu härteren (3,4,5) und weicheren (1,0,00) Gradationen können in 0,5er-Schritten sehr fein vorgenommen werden. Ein durchgezeichnetes Negativ lässt sich immer mit einer mittleren Gradation abziehen. Ist bei grenzwertigen Negativen ein sehr hartes oder weiches Papier vonnöten, lässt sich zwar auf diesem Wege das Bild noch retten, gegenüber einem korrekt belichteten Negativ gehen allerdings feine Tonwertabstufungen verloren.
 

Der Entwicklungsprozess kann bei der Papierentwicklung in drei offenen Schalen durchgeführt werden. Diesen Nassbereich sollte man vom Vergrösserer und den Negativen möglichst trennen (eigener Tisch). Ein paar Lappen und Wasser sollten zur Hand sein, Haut- und vor allem Augenkontakt zu den Chemikalien ist zu vermeiden.

Die erste Schale enthält den Entwickler. Das belichtete Papier wird mit einer Kante eingetaucht, um möglichst schnell vollständig untergetaucht zu werden. Bereits nach 10-20 Sekunden sieht man, wie das Bild entsteht. Es ist hilfreich, das Bad etwas zu bewegen, indem man eine Ecke der Wanne leicht anhebt. Es ist sinnlos, ein Bild schnell herauszunehmen, wenn man den Eindruck hat, es wird zu dunkel - das Ergebnis ist trotzdem unbrauchbar. Sollte das Bild wirklich zu dunkel werden, muss die Belichtungszeit entsprechend verkürzt werden. Nach 1-2 Minuten ist das Bild ausentwickelt und kann in die zweite Schale (Stoppbad) gelegt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Papierzange, mit der man das Papier anfasst, nicht in die Lösung taucht - auf keinen Fall darf Stoppbad oder Fixierer in den Entwickler gelangen. Taucht die Zange doch einmal ein, muss sie kurz abgespült werden. Man sollte für jedes Bad eine eigene Zange verwenden.

Das Stoppbad hat lediglich die Aufgabe, die Entwicklung zu unterbrechen und Verschleppung von Alkali in das Fixierbad zu unterbinden. Wenn man kein fertiges Stoppbad kaufen möchte, kann man eine verdünnte Lösung von Zitronensäure verwenden. Essigsäure geht auch, ist aber schlecht für das Laborklima. Notfalls geht auch einfaches Wasser, welches man dann allerdings öfters wechseln sollte. Zehn Sekunden im Stoppbad sind ausreichend, mehr oder weniger schadet aber auch nicht.

Die dritte Schale enthält den Fixierer. Um zu verhindern, dass eine Papierkante durch Auftauchen aus der Lösung nicht ordentlich fixiert wird, sollte man hier die Bilder mit der Schichtseite nach unten hineinlegen. Die Fixierzeit beträgt rund 2-4 Minuten, zu kurz fixierte Bilder sind nicht lichtecht. Problematisch sind Fixierbäder, die stark ausgenutzt werden: Es bildet sich ein schwerlöslicher Komplex, der nur bei einem Überschuss an Thiosulfat wieder leichtlöslich wird. Wenn man also aufgrund von vielen Bildern die Chemie ordentlich ausnutzen will und/oder besonders haltbare Bilder haben möchte, sollte man nach dem Zweibadverfahren fixieren: Man setzt einfach zwei Schalen mit Fixierbad an, und fixiert in jedem für die Hälfte der Zeit. Der allergrösste Anteil an Silber wird bereits im ersten Bad gelöst, so herrscht im zweiten stets ein Überschuss an Thiosulfat. Ist das erste Bad nach der üblichen Anzahl Bilder erschöpft, entsorgt man es, das zweite Bad wird das neue erste Bad und man setzt ein frisches zweites Bad an. Bei der Filmentwicklung kann man auch so verfahren. Allerdings ist die Haltbarkeit von Filmen meist weniger kritisch, da sie nicht ständig dem Licht ausgesetzt sind.

Anschliessend werden die Bilder je nach Möglichkeit gewässert, notfalls wirft man sie erst mal in einen Eimer mit Wasser. Besteht die Notwendigkeit, Licht anzumachen, sollte man darauf achten, dass das unbelichtete Fotopapier ordentlich weggepackt ist und die belichteten Bilder mindestens im Fixierbad liegen.

Gebrauchter Entwickler und Fixierer müssen getrennt gesammelt werden, natürlich können sie jeweils mit Filmentwickler und -fixierer zusammengekippt werden. Das Stoppbad ist unproblematisch und kann weggegossen werden. Die Entsorgungsmöglichkeiten sind vom Wohnort abhängig (Schadstoffsammelstelle oder -mobil).

Weiteres Zubehör kann man je nach Laune verwenden. Belichtungscassetten halten das Papier schön plan, lassen aber einen weissen Rand stehen. Wenn man maximalen Wert auf Langlebigkeit der Bilder setzt, ist das nicht weiter schlimm, da man den Rand, an dem Chemikalien seitlich eindringen konnten, besser abschneiden sollte. Abstreifer lassen das Papier schneller trocknen, machen aber Kratzer. Für reproduzierbare Belichtungen braucht man eine Schaltuhr, an der man die Belichtungszeit einstellt. Komfortable Geräte bieten Belichtungsmessung und -steuerung in einem Gerät, sind aber recht teuer. Einfache Automatik-Belichtungsschaltuhren sind hingegen eher unzuverlässig. Ein Laborbelichtungsmesser kann viel Material sparen helfen: Er zeigt die Belichtungszeit in Sekunden und lässt sich auf ein bestimmtes Papier kalibrieren. Wichtig ist, dass man immer bei einer bestimmten Blende misst und die Dunkelkammerbeleuchtung während der Messung abgeschaltet ist. Die benötigte Papiergradation lässt sich bestimmen, indem man zuerst an der hellsten Stelle des Negativs misst (T1) und dann an der dunkelsten (T2). Nach dem Verhältnis der beiden Zeiten T2/T1 bestimmt man die Gradation:
 

Gradation
00
0
1
2
3
4
5
T2/T1
50
32
20
13
8
5
4

Für die Belichtungszeit kann man den Belichtungsmesser so kalibrieren, dass die hellste Stelle des Negativs als Schwarz wiedergegeben wird, man belichtet also mit T1. Leider haben unterschiedliche Papiere und sogar die unterschiedlichen Gradationen bei Multigradepapier unterschiedliche Empfindlichkeiten, so dass man sich das Kalibrieren besser spart und für jede Gradation den Faktor ermittelt, mit dem man T1 multiplizieren muss, um zu einer korrekten Belichtung zu gelangen.

Einen schnellen Überblick über einen Film bekommt man mithilfe eines Kontaktabzugs: Hierzu werden die Negativstreifen direkt auf das Fotopapier gelegt und mit einer Glasplatte beschwert. Mit dem Vergrösserer wird das Ganze von oben belichtet. Eigentlich gehen auch beliebige andere Lichtquellen, der Vergrösserer liefert aber reproduzierbare Ergebnisse - auch hier muss schliesslich erst einmal eine passende Belichtungszeit gefunden werden. Ähnlich wie ein Indexprint liefert ein Kontaktabzug die Bilder eines Films als unvergrösserte Positive, was für eine grobe Bildbeurteilung häufig schon ausreicht und das Auffinden bestimmter Negative erleichtert.

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