Digitale Bildbearbeitung
von Franz-Manfred Schüngel

Der Computer bietet zahlreiche Möglichkeiten, Fotos nachträglich zu bearbeiten. Möglich ist die Korrektur von technischen Fehlern bei der Aufnahme wie das Entzerren von stürzenden Linien und in gewissen Grenzen die Milderung von extremen Kontrasten sowie die Korrektur von Unschärfen. Weiterhin lassen sich Bilder recht einfach miteinander kombinieren (Fotomontage), ausserdem bieten zahlreiche Filter unter anderem die Effekte, die nur mit viel höherem Aufwand (aber dann auch zumeist in höherer Qualität) im Labor erreicht werden können. Beispiele sind Pseudosolarisationen, Tontrennungen und Korneffekte. Diese Verfremdungen bieten aber die gleiche Gefahr wie Effektfilter: Das Ergebnis muss zur Bildaussage passen und darf nicht Selbstzweck sein. Aus einem schlechten Foto wird auch durch Verfremden kein gutes.

Die drei wesentlichen Punkte, mit denen man sich bei der technischen Bewältigung des Themas befassen muss, sind: Wie bekomme ich meine Bilder digitalisiert? Welche Hardware und Software benötige ich zur Bildbearbeitung? Wie komme ich wieder zu Prints?
 

Die Digitalisierung ist ein Übersetzen der Bildinformation in Bildpunkte (Pixel = Picture Elements). Je mehr Pixel gespeichert werden, desto höher ist die Bildqualität und die Dateigrösse. Die Pixelzahl (absolut oder pro Zoll) bezeichnet man auch als Auflösung. Zur Digitalisierung von Bildern benötigt man einen Scanner. Flachbrettscanner sind gut geeignet, flache Vorlagen (Papierbilder) zu digitalisieren, sie werden dazu auf eine Glasplatte gelegt und zeilenweise abgetastet. Ihre Auflösung sollte möglichst mindestens 600 dpi (dots per inch, Punkte [Pixel] pro Zoll [2.54 cm]) betragen. Sie sind so billig geworden, dass man sich nicht mehr mit Hand- oder Einzugsscannern beschäftigen sollte. Vorteilhaft ist eine Durchlichtoption, mit der man durchsichtige Vorlagen einscannen kann. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass die ganze Fläche (Normalerweise DIN A 4) hierfür zur Verfügung steht. Dies ermöglicht das Einscannen eines ganzen Films, was die Übersicht erleichtert und einem Kontaktabzug oder Indexprint entspricht. Möchte man direkt Negative und Dias einscannen, benötigt man einen Filmscanner. Sie sind deutlich teurer, bieten aber sehr anständige Qualität. Die Auflösung sollte zwischen 2500 und 3000 dpi liegen, da bei niedrigerer Auflösung wegen des kleinen Formats sonst keine Fotoqualität erreicht wird. Die Auflösung bezieht sich stets auf die physikalische Auflösung, die häufig erwähnte "interpolierte Auflösung" (z. B. 9600x9600 dpi bei billigen Kaufhausscannern) stellt einen völlig sinnfreien Wert dar. Sauberes Arbeiten ist beim scannen wichtig, da alle Staubkörner mitgescannt werden.

Für die Bildbearbeitung selbst ist ein Rechner vonnöten. Er sollte möglichst schnell sein, vor allem aber genug Arbeitsspeicher (RAM) aufweisen. Zieht man vom vorhandenen RAM den Teil ab, den Betriebssystem und Bildbearbeitungsprogramm benötigen, so sollte der Rest dreimal so gross sein wie das zu bearbeitende Bild. Die Bildgrösse errechnet sich aus (Pixelzahl horizontal) x (Pixelzahl vertikal) x (Farbtiefe). Die Farbtiefe ist die Grösse, welche angibt, wieviel Speicher für die Speicherung der Information über einen Bildpunkt zur Verfügung steht. Stellt man nur ein Bit zur Verfügung, so gibt es nur zwei Möglichkeiten - Schwarz oder Weiss. Bei einer Farbtiefe von einem Byte (= 8 Bit) gibt es 256 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, sodass ein Schwarzweissbild in Fotoqualität (256 Graustufen) dargestellt werden kann, während ein Farbfoto (256 Farben) recht grauenvoll aussieht. Zur fotorealistischen Darstellung von Farben benötigt man eine Farbtiefe von 3 Byte mit 16.7 Millionen verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten, je 256 für den roten, grünen und blauen Farbkanal. Ein Bild von 1000 x 1500 Pixel (Bildpunkte) mit 3 Byte Farbtiefe (true colour) hat somit eine Grösse von rund 4.5 Megabyte. Um die Bildgrösse beim Abspeichern zu reduzieren, wurden Kompressionsverfahren entwickelt. Dabei werden die Bilder nicht Bildpunkt für Bildpunkt, sondern über kompaktere mathematische Beschreibungen gespeichert. Das von Compuserve entwickelte GIF-Format arbeitet ohne Qualitätsverluste, aber mit einer maximalen Farbtiefe von einem Byte (256 Farben). Es ist damit Format der Wahl bei Bildern mit geringer Farbanzahl wie Strichgrafiken. Zum Abspeichern von Fotos hat sich das JPEG-Format (Joint Photographic Experts Group) bewährt. Es erlaubt eine Farbtiefe von 3 Byte (true colour), arbeitet jedoch mit Qualitätsverlust. Um zu kleineren Dateigrössen zu kommen, werden kaum sichtbare Veränderungen vorgenommen, die sich jedoch bei starker jpeg-Komprimierung an kontrastreichen Kanten in typischen Komprimierungsmustern äussern. Bearbeitet man ein Foto in mehreren Schritten, sollte man nicht immer im jpg-Format zwischenspeichern, da sich die Qualitätsverluste addieren.
An den untenstehenden Abbildungen kann man erkennen, dass das gif-Format bei Strichgrafiken und das jpeg-Format bei Fotos nicht nur eine bessere Darstellung, sondern auch kleinere Dateien ermöglicht:
 

Das gif-Format eignet sich sehr gut zum Darstellen von Strichgrafiken, bei Fotos stört jedoch die geringe Farbtiefe insbesondere bei Farbverläufen.

1259 Bytes


9452 Bytes
 
 

Die hohe Farbtiefe des jpg-Formates sorgt für eine fotorealistische Wiedergabe, die Kompression, die für kleine Dateien sorgt, ist bei Fotos normalerweise nicht sichtbar. Bei Strichgrafiken treten aber in einfarbigen Flächen sichtbare Kompressionsartefakte auf, und trotz der hier zur Verdeutlichung eingestellten starken Kompression ist die Datei immer noch grösser als die entsprechende gif-Datei.

1529 Bytes


8661 Bytes

Zur Bildausgabe kommen schliesslich verschiedene Möglichkeiten des Ausdrucks und der Ausbelichtung in Frage. Zunehmend beliebt, weil sehr preiswert, sind Farbtintenstrahldrucker. Sie sind mit zwei Problemen behaftet: Einerseits ist die Auflösung, insbesondere bei Halbtönen, recht gering. Zwar reicht eine Auflösung von 300x300 dpi für Fotoqualität, aber nur, wenn auf jedem Punkt auch 16.7 Mio. Farben gedruckt werden können. Ein normaler Tintenstrahldrucker kann jedoch pro Punkt nur 8 Farben (incl. schwarz und weiss) darstellen. Einige Tintenstrahldrucker sind mit zusätzlichen Tintentanks ausgerüstet, die Magenta und Cyan in geringerer Dichte beinhalten. Die Zahl der darstellbaren Farben steigt so auf etwa 30. Um den gesamten Tonwertumfang abbilden zu können, werden Halbtöne (z. B. Pastellfarben) durch ein Raster dargestellt, welches bei den Ausdrucken störend ins Auge fallen kann. Andrerseits ist die mangelnde Lichtechtheit der Ausdrucke ein wesentliches Problem, da der schöne grosse Ausdruck ja in der Regel an der Wand hängen soll, wo er relativ schnell ausbleicht. Hohen Qualitätsansprüchen kann ein Tintenstrahlerausdruck somit nicht genügen. Da alle anderen Drucker, die Fotoqualität in brauchbaren Formaten in hoher Qualität drucken, sehr teuer sind (Farblaserdrucker, Thermosublimationsdrucker), empfiehlt es sich, die Dateien in den Copyshop oder zum Fotohändler des Vertrauens zu tragen und ausdrucken oder auf Papier oder Diafilm ausbelichten zu lassen. Die Qualität ist erheblich besser, und die Preise sind auch so günstig, dass kaum die Anschaffung eines entsprechenden Druckers lohnt.

Eine beliebte Ergänzung sind Digitalkameras. Sie bieten den Vorteil, dass die Bilder sofort am Computer zur Verfügung stehen. Als Ersatz für Sofortbildkameras, zur Dokumentation von Sammlungen oder für Internetpublikationen sind sie zweifellos eine sinnvolle Ergänzung. Aktuelle Modelle liefern bei entsprechenden Ansprüchen (keine Abzüge in Postergrösse) auch durchaus Fotoqualität, dazu kommen niedrige Betriebskosten.


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(c) 1999 by Franz-Manfred Schüngel